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Politik: Jedes fünfte Auto hat erhebliche Mängel

Überwachungsvereine dringen auf häufigere Tests / Verkehrsexperten warnen vor Aktionismus

Von Matthias Meisner

Berlin - Die Technischen Überwachungsvereine schlagen Alarm: Fast jedes fünfte in Deutschland im vergangenen Jahr geprüfte Auto hatte erhebliche Mängel. Auch wenn diese Quote 2006 erstmals zurückgegangen ist – von 18,9 auf 18,2 Prozent – sprach der Geschäftsführer des Tüv-Verbandes, Klaus Brüggemann, am Dienstag von einem „Sicherheitsrisiko auf unseren Straßen“. Vor zehn Jahren seien nur 11,6 Prozent aller geprüften Autos in diese Mängelkategorie gefallen. Hochgerechnet auf den Gesamtbestand seien in der Bundesrepublik etwa 8,3 Millionen Fahrzeuge mit erheblichen Mängeln unterwegs, so der Verband. Defekte an Beleuchtung, Fahrwerk und Bremsen würden sich konsequent durch alle Auto-Altersklassen ziehen, sagte Brüggemann.In die Kategorie verkehrsunsicher fällt weniger als jeder tausendste Wagen.

Verkehrsexperten relativierten die Statistik und äußerten den Verdacht, der Verband spitze seine Warnungen wegen eigener wirtschaftlicher Interessen zu. Hans-Jürgen Marker, zuständiger Fachmann der Gewerkschaft der Polizei, sagte dem Tagesspiegel, der Tüv bleibe den Beweis schuldig, dass die Mängel an Autos in relevantem Maß zu mehr Verkehrsunfällen führen würden. Häufigere Untersuchungen nach Unfällen, wie sie der Tüv verlangt, lehnte Marker als für den Autofahrer „zu gravierende Maßnahme“ ab.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte dem Tagesspiegel, technische Probleme seien „nur in seltensten Fällen Unfallursache in Deutschland“, die gestaffelten Prüfintervalle zur technischen Untersuchung von Fahrzeugen hätten sich „sehr gut bewährt“. Eine zusätzliche verpflichtende technische Überprüfung würde laut Ministerium bis zu 800 Millionen Euro Mehrkosten verursachen – bezahlen müssten das am Ende die Verbraucher. „Nicht vertretbar“, heißt es deshalb aus dem Ministerium unter Hinweis darauf, dass fast immer das Fehlverhalten der Verkehrsteilnehmer als Unfallursache ausgemacht wird. Schon im Januar hatten der ADAC und der Auto Club Europa (ACE) eine Verkürzung der Prüfintervalle für ältere Fahrzeuge abgelehnt. Damals hatte der CDU-Verkehrsexperte Dirk Fischer vorgeschlagen, Besitzer von Neufahrzeugen seltener zum Tüv zu schicken, die Eigner älterer Wagen dagegen öfter. Betroffen wären von einer solchen Neuregelung vor allem sozial Schwache, argumentierte der ACE. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg ist das Durchschnittsalter in Deutschland zugelassener Autos binnen der vergangenen 20 Jahre von 6,2 auf acht Jahre gestiegen.

Gelobt wurden vom Tüv-Verband mehrere deutsche Autos, die bei den Prüfungen besonders selten negativ auffielen. Auf den Plätzen eins und zwei der Statistik landeten die Minivans Opel Meriva und Ford Fusion.

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