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Der Anschlagsort in Sanaa.

© Reuters

Jemen: Deutsche verlassen Jemen

Nach dem Terroranschlag in Sanaa, bei dem auch zwei deutsche Entwicklungshelfer starben, hat das Auswärtige Amt in Berlin die Krisenstufe für Jemen erhöht. Helfer sollen das Land verlassen. Die deutsche Botschaft wird „im Notbetrieb“ weitergeführt

Nach dem Anschlag in Sanaa hat das Auswärtige Amt die Krisenstufe für den Jemen erhöht. Das bedeute, „dass alle deutschen
Mitarbeiter von Durchführungsorganisationen so schnell wie möglich Jemen zu verlassen haben“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen
Amts am Freitag in Berlin. Damit sind unter anderem Mitarbeiter der Entwicklungshilfeorganisation GIZ sowie der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) betroffen. Die deutsche Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt solle „im Notbetrieb mit reduziertem Personal“
und entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen weitergeführt werden, sagte der Sprecher.

Bei einem Angriff auf das Gelände des Ministeriums, auf dem sich auch ein Krankenhaus befindet, waren am Donnerstag nach offiziellen Angaben 52 Menschen getötet worden. Unter den Toten sind zwei deutsche Experten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), sowie ein jemenitischen GIZ-Mitarbeiter. Auch mehrere Ärzte und Krankenschwestern wurden von den Terroristen erschossen. Die Behörden zählten insgesamt 167 Verletzte. GIZ und Auswärtiges Amt wollten sich am Freitag nicht zu den Umständen äußern, unter den die beiden Deutschen und ihr einheimischer Kollege zu Tode gekommen sind. Noch ist unklar, warum sie sich auf dem Gelände aufhielten und welche Projekte sie im Jemen betreuten.

Klar ist: Helfer arbeiten im Jemen unter schwierigen Bedingungen. Das Land gilt als Hochburg islamistischer Terroristen. Für den Anschlag vom Donnerstag auf das Regierungsgelände hat inzwischen Al Qaida die Verantwortung übernommen. Vor einigen Monaten gab es auch Hinweise auf mögliche Anschlagspläne auf westliche Einrichtungen, darunter die deutsche Botschaft in Sanaa. Mehrere westliche Botschaften blieben in dieser Zeit geschlossen. Kriminelle Banden haben zudem ein Geschäftsmodell daraus gemacht, Ausländer zu entführen und an Terroristen "zu verkaufen".

Doch auch aus anderen Gründen ist die Arbeit für Hilfsorganisationen im Jemen nicht einfach: Die staatlichen Strukturen in dem arabischen Land sind schwach, Korruption und Kriminalität weit verbreitet, die Wirtschaft ist wenig entwickelt. "In dieser Situation konzentriert sich die Arbeit der GIZ im Jemen auf die entwicklungspolitischen Schwerpunkte Wasser und Grundbildung", heißt es auf der Internet-Seite der GIZ. "Jemen steht an der Schwelle zum Staatszerfall", erklärte Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) am Freitag in einer Pressemitteilung. Er verurteile "den feigen Anschlag in der jemenitischen Hauptstadt
Sanaa aufs Schärfste". "Meine Gedanken sind in tiefer Trauer und voller Mitgefühl bei den Angehörigen der drei ermordeten GIZ-Mitarbeiter und aller anderen Opfer. Deutschland unterstütze mit seiner Entwicklungsarbeit die
Menschen im Jemen dabei, sich eine Zukunftsperspektive zu erarbeiten. Die Terroristen zielten darauf, genau diese Zukunft zu zerstören. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Terroristen mit ihren unmenschlichen Aktionen
erfolgreich sind."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich ebenfalls „außerordentlich bestürzt“ über den Tod der beiden deutschen Entwicklungsexperten
und ihres jemenitischen Kollegen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin sagte. Merkel sprach den Familien der Todesopfer ihr Beileid aus und
sandte baldige Genesungswünsche an die Verletzten. „Wir werden unser entwicklungspolitisches Engagement trotz solcher Anschläge im Interesse der Menschen unbeirrt fortsetzen“, betonte er.

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