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Jemen: In tödlicher Mission

Medien berichten über religiöse Auseinandersetzungen zwischen Jemeniten und Entführungsopfern

Hamburg/Berlin - Die Entführung von deutschen Christen im Jemen könnte nach „Spiegel“-Informationen unmittelbar mit einer möglichen Missionierungstätigkeit der Opfer zusammenhängen. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes gehe mittlerweile davon aus, dass die Deutschen vor Ort als christliche Missionare bekannt waren, berichtete das Nachrichtenmagazin am Samstag vorab. Wegen des vermuteten Zusammenhangs zu Missionierungsversuchen halte der Krisenstab Islamisten als Täter für wahrscheinlich.

Dem Bericht zufolge soll es nach Informationen des Krisenstabs in der jemenitischen Stadt Saada vor wenigen Monaten eine heftige Auseinandersetzung gegeben haben, bei der aufgebrachte Muslime den vergangene Woche entführten Familienvater Johannes H. bedroht hätten. H. sei dabei aufgefordert worden, seine Missionierungsversuche einzustellen. Der aus Sachsen stammende H. schilderte den Zwischenfall demnach in einem Rundbrief an Freunde in Deutschland. Er habe in einem Teehaus in Saada einen Muslim kennengelernt und mit ihm spirituelle Gespräche geführt. „Außerdem ermutigte ich ihn, die Bibel zu lesen“, schrieb H. laut „Spiegel“.

Nach einiger Zeit sei allerdings der Bruder des Mannes in dem Krankenhaus in Saada erschienen, in dem der dreifache Vater H. und seine Frau arbeiteten, und habe ihm gedroht, ihn bei den geistlichen Autoritäten anzuzeigen. Der Missionsversuch sei bereits Diskussionsthema in den Moscheen, habe der Mann zu H. gesagt. Dem „Spiegel“ zufolge schenkte H. der Warnung aber offenbar wenig Beachtung. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt gehe angeblich davon aus, dass die Deutschen im Jemen als Missionare galten.

Unbekannte hatten am Freitag voriger Woche die fünfköpfige deutsche Familie, zwei junge deutsche Pflegehelferinnen, eine südkoreanische Lehrerin und einen britischen Ingenieur entführt. Die beiden Helferinnen und die Südkoreanerin wurden von den Geiselnehmern getötet. Von den übrigen Geiseln fehlt bislang jede Spur. Die Rekonstruktion der Entführung durch Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) ergab laut „Spiegel“, dass der Wagen mit den sechs strenggläubigen Christen und den drei Kindern Zeugen zufolge in der Nähe von Saada von mehreren Bewaffneten gestoppt wurde und die Insassen verschleppt wurden.

Der Verfassungsschutz sieht Deutsche im Ausland verstärkt im Visier von Terroristen. Die jüngsten Mordanschläge und die Entführung von Deutschen im Jemen passten in dieses Bild, sagte der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV), Heinz Fromm, dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Die Terrororganisation Al Qaida und ihr nahe stehende Organisationen versuchten derzeit, Druck auf politische Entscheidungen in Deutschland auszuüben. Dabei gehe es vor allem um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, dessen Ende die Terroristen herbeiführen wollten. AFP/dpa

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