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Politik: Johannes Paul II.: Pilgerreise auf den Golan

In Damaskus kann der Papst aufatmen. Nach seinem spannungsgeladenen Besuch in Athen wird er in Syrien von allen Religionsgemeinschaften mit offenen Armen erwartet.

In Damaskus kann der Papst aufatmen. Nach seinem spannungsgeladenen Besuch in Athen wird er in Syrien von allen Religionsgemeinschaften mit offenen Armen erwartet. Auch von der griechisch-orthodoxen Kirche, der die Mehrheit der syrischen Christen angehören. "Es ist für uns die Gelegenheit, unsere orientalische Herzlichkeit unter Beweis zu stellen", erklärt Bischof Ghattas Hazim im Patriarchat der griechisch-orthodoxen Kirche in der Altstadt von Damaskus. Papst Johannes Paul II. sei eine "außergewöhnliche Persönlichkeit" und es sei eine "Freude", ihn zu empfangen.

So sucht der Papst auch am Sonnabend sofort nach seinem Höflichkeitsbesuch bei Staatspräsident Bashar al-Assad die griechisch-orthodoxe Kathedrale zu einem ökumenischen Treffen auf - erst einen Tag später besucht er seine eigenen Leute im griechisch-römischen Patriarchat. Allerdings macht Bischof Hazim auch klar, dass die griechisch-orthodoxe Kirche den Papstbesuch als reine "Pilgerfahrt" auf den Spuren des Paulus einstuft, der in Syrien zum Christentum konvertierte und ihm keine große Bedeutung für die Verbesserung der Beziehungen zwischen den verschiedenen christlichen Religionsgemeinschaften beimisst. "Wir leben hier in perfekter Harmonie und Koexistenz mit allen Christen und Muslimen und dem Staat", erklärt er, da könne der Papst nichts verbessern.

In dem überwiegend muslimisch-sunnitischen Land leben etwa 10 bis 12 Prozent Christen, ungefähr zwei Millionen Menschen, von denen etwa 1,2 Millionen der griechisch-orthodoxen Kirche angehören. Die übrigen christlichen Konfessionen sind so aufgefächert wie in kaum einem anderen Land der Welt. Seit der Machtübernahme des verstorbenen Präsidenten Hafez al-Assad 1970, der selbst der religiösen Minderheit der Alawiten angehörte, genießen die Christen als potenzielle Verbündete besonderes Vertrauen und auch Privilegien.

Johannes Paul II. wird in Syrien als erster Papst überhaupt eine Moschee besuchen. Als wichtigster Termin seiner Reise wird von den meisten Syrern aber der Besuch des Kirchenoberhauptes auf dem Golan angesehen, der seit 1967 größtenteils von Israel besetzt ist. Johannes Paul II. will in der Geisterstadt Quneitra, die von den Israelis vor ihrem Abzug völlig zerstört wurde und heute in der von den UN kontrollierten Pufferzone zwischen Israel und Syrien liegt, für den Frieden beten und einen Olivenbaum pflanzen. "Das ist das ideale Terrain für Syrien, seine Friedensbotschaft zu verbreiten", erklärt Bischof Baticha. Und natürlich segnet der Papst mit diesem Auftritt in den Augen der Syrer die Forderung ab, dass es keinen Frieden mit Israel ohne die vollständige Rückgabe des besetzten Landstrichs geben kann.

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