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Politik: JOHANNES REISSNER

Johannes Reissner fährt in seiner Forschung immer zweigleisig: Der Islamwissenschaftler untersucht die Politik – und betrachtet dabei auch immer islamrelevante Fragen. Das hat er bei seiner Dissertation über die Muslimbrüder in Syrien gemacht, und dabei ist er bis heute geblieben.

Johannes Reissner fährt in seiner Forschung immer zweigleisig: Der Islamwissenschaftler untersucht die Politik – und betrachtet dabei auch immer islamrelevante Fragen. Das hat er bei seiner Dissertation über die Muslimbrüder in Syrien gemacht, und dabei ist er bis heute geblieben. Seit 1982 ist er bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), heute leitet er dort die Forschungsgruppe Naher Osten und Afrika.

Als er zur SWP kam, begann der irakisch-iranische Krieg. Reissner forschte vor allem über Iran. Ende der achtziger Jahre kamen die zentralasiatischen Staaten als neuer Schwerpunkt dazu. Aktuell untersucht Reissner den Demokratisierungsprozess im Nahen Osten, unter anderem beschäftigt er sich mit den anstehenden iranischen Präsidentschaftswahlen. Als Hauptproblem sieht er, dass die Prämisse der Säkularisierung die Politik stark belaste. „Kaum jemand hinterfragt wirklich, was denn Säkularisierung im Islam überhaupt heißen soll.“ So könne allen Demokratisierungsbemühungen in der Region unterstellt werden, sie würden zu sehr aus der westlichen Perspektive betrieben.

Dennoch sieht der Nahostexperte eine Chance für demokratische Reformen und Stabilität im Nahen und Mittleren Osten. Allerdings müsse man vorsichtig sein, denn „auch ein sehr intensiver Demokratisierungsdiskurs allein erhöht die Chance auf tatsächliche Demokratisierung nicht“. Reissner warnt zugleich davor, die gesamte Region mit einem einheitlichen Konzept demokratisieren zu wollen. „Die Länder sind dafür zu unterschiedlich. Die Situation in Algerien ist beispielsweise eine ganz andere als in Iran.“

Florian Oel[Berlin]

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