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John Key, Premierminister von Neuseeland ist zurückgetreten.

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John Key: Neuseelands Premierminister überraschend zurückgetreten

Nach acht Jahren im Amt tritt John Key zurück. Was er als nächstes macht, weiß er noch nicht. Sein Nachfolger soll Vize-Regierungschef Bill English werden.

Der neuseeländische Regierungschef John Key hat nach acht Jahren im Amt überraschend seinen Rücktritt erklärt. "Das ist die schwerste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe, und ich weiß nicht, was ich als nächstes tun werde", sagte Key am Montag. Er habe nicht wie viele andere Politiker in ähnlichen Positionen den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug verpassen wollen. Zudem wolle er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Der 55-jährige konservative Politiker und Ex-Banker steht seit 2008 an der Spitze der neuseeländischen Regierung. Seine National-Partei, deren Vorsitzender Key seit zehn Jahren ist, muss nun in der kommenden Woche einen Nachfolger bestimmen.

Als Favorit gilt Vize-Regierungschef Bill English. Nach seiner schweren Wahlniederlage im Jahr 2002 ließ English es allerdings zunächst offen, ob er für das Amt zur Verfügung steht. Er sagte lediglich, nach seinem Fiasko vor 14 Jahren habe er jeden Tag "eine Lehrstunde von Key erhalten, wie man Politik macht". Key, ein ehemaliger Devisenhändler bei Merrill Lynch, hatte seine politische Karriere 2002 begonnen. Vier Jahre später stieg er zum Parteichef auf. Mit seiner Wahl zum Premierminister beendete er 2008 dann die neunjährige Regierungszeit der Labour-Partei.

Über die Jahre verschaffte sich Key als Krisenmanager allseits Respekt. In seine Amtszeit fiel unter anderem das Erdbeben in Christchurch vom Februar 2011, bei dem 185 Menschen starben. Auch gelang es ihm, Neuseelands Wirtschaft nach der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 ohne harte Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben zu stabilisieren. Als seinen Landsleuten einmal die Frage gestellt wurde, mit welcher Führungspersönlichkeit sie am liebsten ein Bier trinken würden, fiel ihre erste Wahl auf Key. Auf die Frage nach den Gründen für seinen Rücktritt blieb der 55-Jährige vage. Der Wunsch, "mein altes Privat- und Familienleben" zurückzubekommen, sei nur ein Faktor "von vielen", sagte er. Ein anderer Grund sei es, zum richtigen Zeitpunkt den Absprung zu schaffen. Er habe sich niemals als "Berufspolitiker" betrachtet und sei niemand, der an der Macht hänge.

Der mögliche Nachfolger Bill English.
Der mögliche Nachfolger Bill English.

© AFP

Oppositionschef Andrew Little äußerte Verständnis für die Entscheidung seines populären politischen Gegners. "Politik verlangt viele Opfer. Wir mögen alle Politiker sein, doch besteht unser Leben nicht nur aus Politik", schrieb der Labour-Chef im Online-Dienst Twitter. Der australische Premierminister Malcolm Turnbull reagierte zunächst mit einer kurzen Botschaft an seinen neuseeländischen Kollegen und engen Freund: "Sag, dass es nicht stimmt, Kumpel." Später erklärte er vor Journalisten, Key zähle inzwischen "zu den herausragendsten nationalen Führern in der Welt". (AFP)

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