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© dpa

John McCain: Im Schatten

John McCain hat es derzeit nicht leicht. Die Journalisten fragen ihn nach Außenpolitik. Eigentlich ist dies sein Paradefeld. Doch damit macht der Republikaner derzeit keinen Stich - im Gegensatz zu seinem Kontrahenten.

John McCain hat es derzeit schwer. Er tourt durch die USA, um den Wählern zu sagen, wie er ärmeren Amerikanern in der Wirtschaftskrise helfen möchte. Doch die Journalisten fragen nach Außenpolitik: Irak, Jordanien, Israel. Eigentlich sind Weltpolitik und Militär die Stärke des Vietnamveteranen im Vergleich mit dem jungen Demokraten Barack Obama. Doch die TV-Sender zeigen Obama jetzt bei den US-Truppen im Irak oder im Gespräch mit Jordaniens König Abdullah und Israels Premier Ehud Olmert und bitten McCain um Kommentare. Er muss reagieren, statt die Themen zu setzen.

Er antwortet mit bitterem Sarkasmus und immer härteren Attacken auf Obama. Oder auf die Medien. Sein Wahlkampfstab hat ein Video „Obama Love“ veröffentlicht. Zum Song „Can’t Take My Eyes Off You“ zeigt es bekannte Fernsehjournalisten in bewundernden Posen mit Obama. Schon Hillary Clinton hatte beklagt, die US-Medien hätten eine „Love Affair“ mit Obama.

Das erste der Interviews mit den Moderatoren der drei wichtigsten Nachrichtensendungen von unterwegs am Dienstagabend dürfte McCain etwas Genugtuung verschafft haben. CBS-Frau Katie Couric hakte drei Mal bei Obama nach, warum er die Truppenverstärkung im Irak weiter einen Fehler nenne. Die habe doch Erfolg, die Gewalt sei zurückgegangen. „Katie“, antwortete der Senator leicht ungehalten, „ich habe jetzt mehrfach betont, dass ich unseren Truppen für diese Leistung danke.“ Aber der ganze Krieg und auch die Truppenverstärkung seien ein Fehler; das Geld dafür hätte man besser in den USA ausgegeben. Dann wurde McCain aus New Hampshire zugeschaltet und höhnte: „Obama würde die USA lieber einen Krieg verlieren lassen, als die Wahl zu verlieren.“

Die Bilder dieser Tage nützen Obama, analysieren „New York Times“ und „Washington Post“. Der 46-Jährige spielt Basketball mit Soldaten im Mittleren Osten und versenkt einen Drei-Punkte-Wurf im Korb. McCain, 71 Jahre alt, besucht Ex- Präsident George H. W. Bush, 84 Jahre, in Kennebunkport; gemeinsam fahren sie in einem Golfwagen durch die Gegend. Obama wirke präsidial im Ausland, er habe bisher keinen Fehler gemacht. Konservative spekulieren, McCain werde noch diese Woche seinen Vizepräsidentschaftskandidaten bekannt geben, um die Schlagzeilen auf sich zu ziehen. Sie tippen auf Mitt Romney, Mormone und Ex-Gouverneur von Massachusetts.

Unterdessen kursieren Vorschläge, was Obama in seiner Berliner Rede sagen sollte – teils ernste, teils spöttische. Roger Cohen, Ex-Berlin-Korrespondent der „New York Times“ verbindet die Rolle der Stadt bei Teilung und Einigung Europas mit Obama-Rhetorik: „Gemeinsam sind wir stark … Amerikaner wollen eine Wende … Ihr wollt eine Wende.“ In Berlin habe „die Hoffnung über die Angst triumphiert“. Dafür waren aber Opfer nötig. Obama solle von Deutschland mehr globale Lastenteilung fordern. Der konservative Kolumnist William Kristol fürchtet, Obama wolle bereits „eine Siegesrede vor der Siegessäule“ halten. Auch er verlangt Opferbereitschaft, etwa in Afghanistan. Kennedy habe 1963 in Berlin gesagt: „Wenn der Tag von Einheit in Freiheit kommt, dürfen die Berliner sagen, sie haben an vorderster Front gestanden.“ Lynn Sweet von der „Chicago Sun-Times“ hat sein Flugzeug in Anspielung auf die „Airforce 1“ des Präsidenten „O-Force 1“ getauft und scherzt, die Hauptbotschaft des Kandidaten sei: „Ich bin ein Obama!“

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