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Politik: Jolo: Sechs weitere Geiseln freigelassen - Entführer streiten offenbar um Verteilung des Lösegeldes

Die Moslem-Rebellen auf der philippischen Insel Jolo haben weitere sechs Geiseln freigelassen. Die Abu Sayyaf, die noch mehr als 30 Menschen in ihrer Gewalt hat, setzte auf der Insel Jolo zwei philippinische Lehrerinnen und vier malaysische Männer auf freien Fuß.

Die Moslem-Rebellen auf der philippischen Insel Jolo haben weitere sechs Geiseln freigelassen. Die Abu Sayyaf, die noch mehr als 30 Menschen in ihrer Gewalt hat, setzte auf der Insel Jolo zwei philippinische Lehrerinnen und vier malaysische Männer auf freien Fuß. Die Malaysier gehörten zur Geiselgruppe der deutschen Familie Wallert. Die beiden philippinischen Lehrerinnen waren im März auf der Insel Basilan verschleppt worden. Am Montag hatten die Rebellen, die für einen unabhängigen Moslem-Staat im Süden der überwiegend katholischen Philippinen kämpfen, die Göttingerin Renate Wallert freigelassen, deren Mann und Sohn sie weiter gefangen halten.

Die beiden Lehrerinnen wurden nach ihrer Freilassung in die Residenz des Vize-Gouverneurs von Jolo gebracht. Nähere Einzelheiten über ihre Freilassung und den Zustand der Frauen gab es zunächst nicht. Die bereits zuvor freigelassenen vier Malaysier wurden im Morgengrauen von Mittelsmännern in ein Militärlager gefahren und von dort aus in die Hauptstadt Manila geflogen. Chefunterhändler Robert Aventajado hatte am Mittwoch erklärt, er habe mit den Rebellen die Freilassung von sieben Malaysiern ausgehandelt. Warum nun nur vier freikamen, blieb zunächst unklar.

Die Malaysier trugen ihre Habseligkeiten in Stoffsäcken bei sich. Einer von ihnen, ein Tauchlehrer, sagte: "Ich werde wieder zur Arbeit gehen". Er habe keine Angst, und er sei froh, dass er und die anderen frei seien. Die Männer sollten noch im Laufe des Tages von Manila aus in ihre Heimat zurückkehren. Insgesamt 23 Menschen waren am Ostersonntag von der malaysischen Insel Sipadan nach Jolo verschleppt worden. Außer Renate Wallert hatten die Entführer aus dieser Gruppe in den vergangenen Wochen bereits zwei malaysische Geiseln freigelassen.

In Kreisen der Unterhändler hieß es, die Abu Sayyaf stritten um die Verteilung des Lösegeldes. Darum seien nur vier und nicht alle sieben Malaysier frei gekommen. Angeblich soll der Abu Sayyaf Lösegeld in fünf Pappkisten übersandt worden sein. In Geheimdienstkreisen hieß es, die Rebellen hätten drei Millionen Dollar (rund sechs Millionen Mark) für die Freilassung der Malaysier verlangt. Da sie nicht ausreichend Geld erhalten hätten, seien nur vier Geiseln freigekommen. Malaysia hat bestritten, Lösegeld gezahlt zu haben.

Aus anderen Kreisen hieß es, die Rebellen hätten für die Freilassung Renate Wallerts eine Million Dollar (etwa zwei Millionen Mark) bekommen und forderten nun ähnliche Summen für die Freilassung der übrigen westlichen Geiseln. Am Donnerstag hatte die Abu Sayyaf einen 17-jährigen Philippiner freigelassen. Der Junge war vor rund zwei Monaten auf Basilan verschleppt worden, nachdem sein Vater bei einem Gefecht mit der Abu Sayyaf getötet wurde.

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