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Jordanien: Sarkawi-Gruppe bekennt sich zu Anschlägen auf Hotels

Die Terrorgruppe Al Qaida soll sich nach Angaben von Al Dschasira zu den Bombenanschlägen in Jordanien bekannt haben. Etwa 60 Menschen wurden getötet.

Amman - Die Terrorgruppe Al Qaida im Irak hat sich zu den Anschlägen auf drei westliche Luxushotels in Jordanien mit mindestens 59 Toten bekannt. Das geht aus einer am Donnerstag im Internet veröffentlichten Botschaft im Namen der Gruppe hervor, die bisher im Irak operierte und von dem Jordanier Abu Mussab al-Sarkawi angeführt wird. Darin heißt es, König Abdullah II. sei ein Verräter, der diese Hotels zu einem «Garten für die Feinde der Religion» und zu einem Versteck für feindliche Geheimdienste gemacht habe. Am Donnerstag wurden in Jordanien mehrere Verdächtige festgenommen. Die Anschläge lösten weltweit Entsetzen aus. Die Nachbarstaaten Irak, Syrien, Ägypten, Israel und der palästinensische Regierungschef Ahmed Kureia verurteilten sie in scharfer Form.

Am Mittwochabend waren kurz hintereinander drei Sprengsätze in den Fünf-Sterne-Hotels Radisson SAS, Grand Hyatt und Days Inn in Amman explodiert. Unter anderem war eine Hochzeitsgesellschaft betroffen. Nach jüngsten offiziellen Angaben vom Donnerstag rissen drei mutmaßliche Selbstmordattentäter bei den Explosionen 56 Menschen mit in den Tod, mehr als 100 seien verletzt worden. Die Behörden gingen davon aus, dass die Zahl der Toten weiter steigen wird, da viele Schwerverletzte am Donnerstag noch in Lebensgefahr schwebten.

Unter den Toten sind auch vier einflussreiche Palästinenser, darunter der Chef des Militärgeheimdienstes im Westjordanland, Baschir Nafeh. Die meisten Opfer sind Jordanier und Iraker, jedoch waren auch Touristen betroffen. Unter den Verletzten sich auch vier deutsche Urlauber - drei ältere Frauen und ein Mann - sowie eine Schweizerin, die allerdings mit leichten Verletzungen davonkamen.

In dem Bekennerschreiben hieß es, die Planung der Anschläge sei wegen des wachsamen jordanischen Geheimdienstes nicht leicht gewesen. Für die Echtheit des auf einer Internetseite von Islamisten veröffentlichten Schreibens gab es zunächst keinen Beweis.

Die staatliche Nachrichtenagentur PETRA veröffentlichte nach der Anschlagserie Fotos von verstümmelten Leichen mit der Bildunterschrift: «Das ist es, was der Terrorismus angerichtet hat.» Die Agentur wies ausdrücklich daraufhin, dass diese grausigen Bilder nicht zur Veröffentlichung in Zeitungen geeignet seien.

Grenzübergänge geschlossen

Die Sicherheitsvorkehrungen für wichtige Institutionen wie Botschaften wurden in Amman verstärkt. Alle Grenzübergänge wurden nach den Anschlägen vorübergehend geschlossen, um eine Flucht möglicher Mittäter und Hintermänner ins Ausland zu verhindern. In einer Erklärung des Kabinetts hieß es, die Schuldigen würden verfolgt und zur Rechenschaft gezogen. Die Täter würden es nicht schaffen, die Sicherheit und Stabilität des Landes zu untergraben. Jordanien werde auch weiterhin «gegen Terrorismus und Terroristen hart bleiben».

König Abdullah II. brach eine Reise nach Kasachstan ab und kehrte noch am Donnerstag nach Amman zurück. Am Ort der Anschläge forderte er die Sicherheitskräfte seines Landes auf, «weitere Maßnahmen zum Schutz der Bürger und Gäste des Königreiches zu ergreifen, damit Jordanien ein Musterbeispiel für Sicherheit und Stabilität bleibt».

Der stellvertretende Ministerpräsident Marwan al-Muaschir dementierte Berichte, wonach die Regierung vor den Anschlägen konkrete Hinweise auf Terrorattacken gehabt haben soll. Al-Muaschir sagte, es sei wahrscheinlich, dass Al-Sarkawi hinter den Anschlägen stecke. Denn mehrere Terrorzellen, die von den jordanischen Behörden in den vergangenen zwei Jahren aufgespürt worden seien, hätten Verbindungen zu Al-Sarkawi gehabt.

Der irakische Präsident Dschalal Talabani erklärte, der Anschlag zeige, «dass der Terrorismus nicht nur das irakische Volk betrifft, sondern dass er eine globale Bedrohung ist». Syrien drückte Beileid und Solidarität mit dem jordanischen Volk aus. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon sagte, die Welt müsse vereint gegen den Terror vorgehen. Palästinenser-Regierungschef Kureia erklärte, Ziel der Anschläge sei die Destabilisierung der Region. Auch die Ägypten und die Arabische Liga reagierten entsetzt. Auch der Golfkooperationsrat in Riad, dem auch Saudi-Arabien angehört, verurteilte die Tat.

Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums betonte, die Anschläge verletzten die «grundlegendsten Menschenrechtsprinzipien» und stünden im Gegensatz zur Lehre des Islam. Papst Benedikt XVI. zeigte sich «tief betroffen». Er ermutige dennoch alle, die sich für dauerhaften Frieden und den Respekt der Menschenrechte einsetzen, mit ihrer Arbeit fortzufahren, erklärte Benedikt. (tso/dpa)

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