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Journalistenreise nach Tibet: Mönche stören Chinas Transparenz-Versuch

Es sollte eine sorgfältig reglementierte Demonstration chinesischer Offenheit werden: Erstmals seit alle ausländischen Beobachter Tibet verlassen mussten, haben die chinesischen Behörden wieder eine Gruppe internationaler Journalisten ins Land gelassen. Dutzende tibetische Mönche nutzten die Gunst der Stunde.

Während einer organisierten Journalisten-Visite in der tibetischen Hauptstadt Lhasa haben am Donnerstag Dutzende Mönche eine Protestkundgebung abgehalten. Wie mehrere Medien und ein Augenzeuge berichteten, brachten die Mönche im Jokhang-Tempel ihre Unterstützung für das geistliche Oberhaupt der Tibeter, den Dalai Lama, zum Ausdruck. 26 ausgewählte Journalisten waren zwei Wochen nach schweren Unruhen in Lhasa zu dem Besuch in der sonst von der Außenwelt abgeschirmten Stadt eingeladen worden.

Die Mönche unterbrachen die Rede eines chinesischen Regierungsvertreters, der sich zu den Unruhen in Lhasa äußerte. Der Regierungsvertreter sei ein Lügner, erklärten die Mönche. Sie riefen Slogans zur Unterstützungdes Dalai Lama.

Brandgeruch in der Luft

In Lhasa war nach den Berichten mehrerer Journalisten noch immer Brandgeruch wahrzunehmen. Zu der von den Behörden zusammengestellten Delegation gehörten unter anderem Journalisten des "Wall Street Journal", der "Financial Times", der Tageszeitung "USA Today" und des arabischen Nachrichtensenders El Dschasira. Mehrere Nachrichtenagenturen und andere wichtige Medien wurden nicht zugelassen. Die chinesischen Behörden verwiesen zur Begründung auf logistische Probleme. Die Delegation traf am Mittwoch zu einem dreitägigen Aufenthalt in Lhasa ein. Sie wurde von chinesischen Behördenvertretern eng überwacht.

Nach den amtlichen chinesischen Darstellungen wurden bei den Protesten 20 Menschen von Tibetern getötet, davon 19 in Lhasa. Tibetische Exil-Vertreter sprechen von 135 bis 140 Toten durch die Niederschlagung der Proteste seitens der chinesischen Sicherheitskräfte.

"Der Geruch verbrennender Gebäude liegt noch immer in der Luft", berichtete ein Reporter der "Financial Times" aus Lhasa. Die meisten Tibeter seien zu ängstlich, um Auskünfte zu erteilen. Ein Lehrer habe jedoch gesagt "Bitte, helft uns!", berichtete der Reporter weiter. Die Journalisten wurden von chinesischen Offiziellen aufgefordert, in der Gruppe zusammenzubleiben, weil es "hier immer noch nicht sicher ist". (jam/AFP/dpa)

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