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Politik: Jugoslawien: Serbiens Kirche stellt sich gegen Milosevic

Es soll ja Westeuropäer geben, die die hiesigen Kirchen für wichtige Stützen der politischen Ordnung halten. Doch im Vergleich zur Orthodoxie ist selbst der katholische Klerus eine fast revolutionäre Organisation.

Es soll ja Westeuropäer geben, die die hiesigen Kirchen für wichtige Stützen der politischen Ordnung halten. Doch im Vergleich zur Orthodoxie ist selbst der katholische Klerus eine fast revolutionäre Organisation. Auf das Bündnis von Thron und Altar konnten sich Zaren und Könige im Ost-Christentum in der Regel blind verlassen. Um so symbolischer ist deshalb jetzt die Stimme der serbisch-orthodoxen Kirche: Sie stellt sich gegen Milosevic, dessen verbrecherische Kriegszüge sie in den jüngsten Jahren noch unterstützt hatte. Die Synode erklärt den Oppositionskandidaten Vojislav Kostunica zum Wahlsieger und fordert ihn auf, "das Staatsruder in friedlicher Weise zu übernehmen". Gewiss, die Kirche hat keine fassbare politische Macht, aber sie ist trotz der Vorgeschichte eine moralische Autorität. Der Segen, den die Synode mittelbar den demonstrierenden Massen erteilt hat, wird auch seine Wirkung auf die Sicherheitskräfte nicht verfehlen. Langsam wird es einsamer um den Diktator.

cvm

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