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Eine Szene aus Donezk.

© AFP

Kämpfe in der Ostukraine: Hin und Her mit immer schwereren Waffen

Die militärische Lage in der Ostukraine ist unübersichtlich. Derweil bricht das öffentliche Leben immer mehr zusammen, Betriebe müssen die Produktion einstellen.

Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig ein Aufrüsten ihrer Truppen in der Ost-Ukraine vor. Während die Regierung in Kiew militärische Unterstützung von der Nato fordert, werden die pro-russischen Rebellen seit Beginn der Auseinandersetzung im April von Russland mit Waffen und Soldaten unterstützt.

Ende der Kämpfe am 24. August?

Andrej Lysenko, Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, unterrichtet die Medien zweimal täglich über den Verlauf der so genannten Anti-Terror-Operation. Eigentlich sollte der Einsatz der ukrainischen Streitkräfte im Donbass längst beendet sein. Ob, wie von Präsident Petro Poroschenko gewünscht, die Truppen am 24. August, dem Unabhängigkeitstag, eine Siegesparade in Kiew abhalten können, ist fraglich. Obwohl Sprecher Lysenko Tag für Tag Siegesmeldungen verkündet, gelingt es den Separatisten offenbar immer wieder, Städte und Gelände zurück zu erobern. Als jüngstes Beispiel scheint die strategisch wichtige Anhöhe in Saur Mogila in der Nähe der schwer umkämpften Städte Schachtarsk und Tores derzeit wieder von den Rebellen kontrolliert zu werden. Der Kommandant des größten Freiwilligen-Bataillons, Semen Sementschenko, berichtet, die "Lage sei sehr kompliziert", wie die größte ukrainische Tageszeitung Segodna schreibt. In Saur Mogila gebe es "schwerste Kämpfe mit brutalen Waffen". Innerhalb weniger Tage sollen mehr als 1000 Kämpfer die Rebellen verstärkt haben, dazu kämen mehrere Dutzend gepanzerte Fahrzeuge.

Weder Strom noch Wasser

Die Zivilbevölkerung wird nach einem Ende des Krieges in der Ostukraine auf Hilfe von Kiew und aus dem Westen angewiesen sein. In der Stadt Lugansk gibt es seit 15 Tagen weder Strom noch Wasser oder Gas. Durch den starken Beschuss geraten immer mehr Gebäude in Brand, die dann bis auf die Grundmauern abbrennen, weil keiner die Brände löschen kann. Das öffentliche Leben in der Großstadt an der russischen Grenze ist praktisch komplett zusammengebrochen. Eigentlich beginnt am 1. September in der Ukraine landesweit die Schule. Doch in vielen Städten der Ostukraine werden die Kinder, wenn überhaupt, in Ersatzschulen gehen müssen. Bereits vor zwei Wochen meldete die Stadt Lugansk, über 100 öffentliche Gebäude, darunter Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser, seien zerstört.

Große Kokshütte geschlossen

Besorgniserregend sind in der Ostukraine auch die Zerstörungen an Produktionsanlagen. Eines der größten Kokswerke Europas, die Avdijwka-Hütte, hat ihre Produktion komplett eingestellt. Durch den Stromausfall drohen der Anlage technische Schäden. Die Anlage gehört zur Metinvest-Gruppe von Multimilliardär Rinat Achmetow. Die Firmenleitung hat laut des Onlineportals Ukrainiska Prawda Verhandlungen mit den Separatisten aufgenommen, um die Stromzufuhr wieder herzustellen. Die Kokerei beschäftigt normalerweise 4000 Menschen, die Anlage steht auf einem 340 Hektar großen Gebiet mit einer 84 Kilometer umfassenden Eisenbahnstrecke. Die Bergwerkstollen drohen durch den Elektrizitätsausfall mit Wasser vollzulaufen. Ein großer Teil der Produkte wird exportiert, unter anderem in die Türkei und nach Russland. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann, ist unklar.

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