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Politik: Kampf der Häuptlinge

Die Grünen machen es spannend bis zuletzt: Während andere Parteien ihre Spitzenpolitiker nicht um einen guten Listenplatz für die Bundestagswahl bangen lassen, müssen Parteichef Fritz Kuhn und Fraktionschef Rezzo Schlauch am kommenden Wochende um ihre politische Zukunft richtig kämpfen. Dann nämlich holt der Landesverband Baden-Württemberg die vor Wochen an einem Formfehler gescheiterte Listenaufstellung nach.

Von Hans Monath

Die Grünen machen es spannend bis zuletzt: Während andere Parteien ihre Spitzenpolitiker nicht um einen guten Listenplatz für die Bundestagswahl bangen lassen, müssen Parteichef Fritz Kuhn und Fraktionschef Rezzo Schlauch am kommenden Wochende um ihre politische Zukunft richtig kämpfen. Dann nämlich holt der Landesverband Baden-Württemberg die vor Wochen an einem Formfehler gescheiterte Listenaufstellung nach. Erreicht die Partei ein ähnliches Ergebnis wie 1994 (9,2 Prozent), so würden drei männliche Kandidaten für die Südwest-Grünen in den 15. Deutschen Bundestag einziehen (ungerade Plätze sind den Frauen vorbehalten). Neben Kuhn und Schlauch bewerben sich drei Abgeordnete: der Innenpolitiker Cem Özdemir, der Haushaltsexperte Oswald Metzger sowie Winfried Hermann, einer der Wortführer der Gegner des Afghanistan-Einsatzes.

Dem Fischer-Kritiker Hermann werden in der Partei nur Außenseiter-Chancen eingeräumt. Özedmir will zunächst im direkten Vergleich gegen Schlauch antreten, Metzger gegen Kuhn. Bei einer Niederlage kandidieren beide noch einmal gegen Hermann. Letztlich müssen die Grünen wohl entweder auf einen reformfreudigen und lautstarken Kämpfer für finanzielle Nachhaltigkeit oder auf ihren Vorzeige-Türken und Zuwanderungs-Experten verzichten.

Der Einzug von Kuhn in den Bundestag würde auch den Bruch mit einem alten Dogma besiegeln und einen weiteren Schritt hin zur Professionalierung der Parteistrukturen bedeuten. Denn noch gilt die strikte Trennung von Amt und Mandat: Wer Parteichef ist, darf nicht im Parlament sitzen. Wie Kuhn strebt auch seine Kollegin Claudia Roth in den Bundestag - die Änderung der Satzung aber soll erst nach der Wahl durchgesetzt werden. Roth, die Integrationsfigur der Parteilinken, führt die Landesliste in Bayern an.

Schon jetzt ist absehbar, dass die neue Fraktion geschlossener auftreten wird als die gegenwärtige, denn der linke Flügel ist bei den Listen-Aufstellungen geschwächt worden. Allerdings weisen Realpolitiker darauf hin, dass vor allem der größte Landesverband, nämlich Nordrhein-Westfalen, viele ausgewiesene Parteilinke ins Parlament schicken werde.

Zumindest in der Außenpolitik muss Joschka Fischer aber weniger Widerstand in den eigenen Reihen fürchten, wenn er denn Außenminister bleibt. Von den acht erklärten Gegnern des Bundeswehr-Einsatzes nach dem 11. September hat bislang nur Irmingard Schewe-Gerigk wieder einen sicheren Listenplatz. Steffi Lemke aus Sachsen-Anhalt bewirbt sich wieder um ein Mandat , die Brandenburgerin Silvia Voss wurde nicht mehr nominiert. Annelie Buntenbach, Monika Knoche und Christian Simmert bewarben sich erst gar nicht mehr.

Eine spektakuläre Niederlage erlebte der Altlinke Hans-Christian Ströbele. Sein Berliner Landesverband zog ihm den Ex-Bürgerrechtler Werner Schulz für den einzig sicheren Männerplatz vor und machte Schulz so zum Spitzenkandidaten neben Renate Künast. Ströbele versucht nun sein Glück als Direktkandidat im neuen Berliner Wahlkreis Kreuzberg-Friedrichshain.

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