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Kampf gegen Terror: Selbst Sanitäter beteiligten sich an CIA-Folter

Tägliche Prügel, das vorgetäuschte Ertränken und der Zwang, sich völlig zu entkleiden: Ein Geheimbericht des Internationalen Roten Kreuzes listet Details der Folterpraktiken des US-Geheimdienstes CIA im Kampf gegen den Terror auf. Selbst Ärzte und Sanitäter assistierten laut dem Dokument in CIA-Geheimgefängnissen bei den Quälereien.

Der Bericht, basierend auf Rotkreuz-Interviews der Opfer, passt nahtlos in bekannte Reports über Misshandlungen im US-Gefängnis Abu Ghraib im Irak und im US-Gefangenenlager Guantanamo. Auf Anfrage bestätigte das neutrale Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf: „Ja, es handelt sich um ein echtes Dokument des IKRK.“ Die US-Mission bei den Vereinten Nationen in Genf äußerte sich zunächst nicht zu dem beschriebenen Sündenregister der CIA. Veröffentlicht wurde der 40-seitige IKRK-Report aus dem Jahr 2007 am Montag auf der Website des Magazins „The New York Review of Books“.

Das IKRK schickte das Dokument vom 14. Februar 2007 an das CIA-Hauptquartier. Darin formulieren die Rotkreuz-Mitarbeiter ihre „ernste Sorge“ über die Geheimgefängnisse der Amerikaner –vorangegangene Beschwerdebriefe des Roten Kreuzes über Misshandlungen mutmaßlicher Terroristen hatten die Bush-Behörden ignoriert.

Das Rote Kreuz schildert in dem Bericht das brutale Vorgehen der CIA gegen 14 sogenannte hochwertige Häftlinge. Die stammten etwa aus Pakistan, Saudi-Arabien, Tansania und Libyen. Neun der vierzehn wurden in Pakistan verhaftet. Die CIA-Agenten hielten die Männer zwischen 16 Monaten und fast viereinhalb Jahren in Einzelhaft fest – ohne Anklage und ohne Rechtsbeistand. Die Gefangenen „wussten nicht, wo sie festgehalten wurden und hatten keinen Kontakt, außer mit den Verhöroffizieren“, schreibt das Rote Kreuz. Diese Verhöroffiziere wendeten bei drei der 14 Männer simuliertes Ertränken an: Der Häftling wird auf ein Bett geschnallt, dann wird ihm ein Lappen auf Nase und Mund gelegt. Jetzt schüttete die CIA Wasser auf den Lappen. Sobald der Stoff vollgesogen ist, wird das Atmen unmöglich. Der Häftling fürchtet, er müsse ersticken.

An dieser und anderen Misshandlungen beteiligte sich nach Aussagen der Opfer das CIA-Gesundheitspersonal. Die Sanitäter hätten auch mit dem Entzug medizinischer Behandlung gedroht, falls die Gefangenen nicht „kooperieren“. Ziel der Ärzte sei offenbar gewesen, „das Verhör zu unterstützen und nicht den Patienten“, heißt es in dem IKRK-Bericht.

Weitere CIA-Foltermethoden, wie von den Opfern geschildert: „Stress Stehen“ - zehn der vierzehn Häftlinge wurden nackt für mehrere Stunden an den Handgelenken angekettet. „Schlagen und Treten“ – neun der vierzehn Männer wurden täglich auf unterschiedliche Weise verprügelt. „Einsperren in der Box“, die CIA sperrte einen Häftling in eine enge Kiste. „Andauernde Nacktheit“, elf der vierzehn Häftlinge mussten sich bei Verhören und in den Zellen vollständig entkleiden. Zudem quälte die CIA laut den Aussagen die Gefangenen mit Schlaf- und Nahrungsentzug, Kältebehandlungen und Zwangsrasuren. Drohungen – etwa mit einer HIV-Infektion - gehörten auch zum CIA-Repertoire.

Nach der Tortur überstellte der US-Geheimdienst die mutmaßlichen Terroristen an das berüchtigte Gefangenenlager des US-Verteidigungsministeriums in Guantanamo. Dort interviewte das Rote Kreuz die Gefangenen. Die Genfer Organisation ist laut den Genfer Konventionen zu Gefangenenbesuchen ermächtigt, sie soll die menschliche Behandlung der Insassen kontrollieren.

Dirk Herbermann[Genf]

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