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Politik: Kampf gegen Terror: Verweigerte Gefolgschaft

US-Vizepräsident Dick Cheney war vorgewarnt. In einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC hatte der saudische Kronprinz Abdallah unmissverständlich erklärt, dass er einen Angriff auf den Irak ablehnt.

US-Vizepräsident Dick Cheney war vorgewarnt. In einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC hatte der saudische Kronprinz Abdallah unmissverständlich erklärt, dass er einen Angriff auf den Irak ablehnt. "Ich glaube nicht, dass dies im Interesse der USA, der Region oder der Welt ist", sagte er. Ein Militärschlag würde die gesamte Region destabilisieren, betonte der De-facto-Herrscher des mächtigen Golfstaates.

Genau das wird Abdallah auch Cheney persönlich gesagt haben, als dieser am Wochenende in Jeddah eintraf. Nach Angaben der Tageszeitung "Al Watan" hat der Kronprinz in dem Gespräch zudem ausgeschlossen, dass die US-Truppenstützpunkte in Saudi-Arabien für einen Militärschlag gegen den Irak genutzt werden dürfen. Die Nutzung dieser Basen ist nach Ansicht von Militärexperten jedoch eine Voraussetzung für einen erfolgreichen Schlag gegen Bagdad.

Damit gehen elf Jahre nach dem Golfkrieg die Ansichten der Verbündeten USA und Saudi-Arabien weit auseinander. Damals hatte Cheney als US-Verteidigungsminister mit Riad eine Strategie zur Bekämpfung Saddam Husseins entwickelt. Die Militäraktion wurde von saudischem Territorium aus geführt. Die USA stationierten dauerhaft etwa 5000 Soldaten in Saudi-Arabien, sehr zum Unmut der saudischen Bevölkerung.

Doch damals fühlte sich das saudische Königshaus von Saddam Hussein und seiner Armee bedroht. Das ist heute, nach elf Jahren Sanktionen, nicht mehr der Fall. Derzeit wird der Konflikt in Palästina als Hauptgefahr für die Stabilität der arabischen Welt angesehen. Die USA werden in der arabischen Welt für mitschuldig an den Ereignissen gehalten. In einer derart aufgewühlten Situation musste das Königshaus offenbar Rücksicht auf die Gefühle der Bevölkerung nehmen, der die Stationierung von US-Soldaten schon immer ein Dorn im Auge war und die Solidarität mit dem irakischen Volk empfindet. Die US-Truppenpräsenz hat sich über die Jahre als ein Angriffspunkt der saudischen Opposition gegen das Königshaus entwickelt. Die vor wenigen Wochen kursierenden Gerüchte, wonach Saudi-Arabien den Abzug der Trupen wünsche, waren daher wenig überraschend. Offiziell wurden sie jedoch dementiert. Amerikanische Zeitungen spekulieren bereits, dass die USA ihre Truppen aus Saudi-Arabien nach Qatar verlegen könnten.

Abdallah muss der arabischen Welt zudem zeigen, dass er nicht zum bedingungslosen Gefolgsmann der USA geworden ist. Denn seine Nahost-Friedensinitiative hat ihm in der Region auch viel Kritik eingebracht. Abdallah muss nun versuchen, bis zum Gipfel in Beirut die arabischen Staaten auf sein Angebot an Israel einzuschwören. Dies fällt leichter, wenn er seine Abgrenzung zu den USA deutlich machen kann. In der Frage eines Angriffs auf den Irak wird ihm das nicht schwer gefallen sein: Abgesehen von Zweifeln an der Machbarkeit eines Umsturzes ist Saudi-Arabien nicht daran interessiert, dass ein dem Westen genehmeres Regime möglicherweise mehr Erdöl auf den Weltmarkt pumpen darf.

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