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Clinton & Obama

© AFP

Kandidatenrennen bei den Demokraten: Obamas Wahlkampf gegen "Billary"

Barack Obama sah doppelt und er sah rot. Schon seit Wochen hatte es in ihm gebrodelt, wie Berater verrieten. Barack Obama hat zunehmend das Gefühl, dass er auch gegen Bill Clinton antreten muss. Nun ging er in die Offensive.

Amerikas Fernsehzuschauer erlebten in South Carolina eine Vorwahl-Debatte, in der sich der schwarze US-Senator und seine Rivalin Hillary Clinton mit harten Bandagen bekämpften. Nicht, dass sie in diesem Wahlkampf aus ihrer gegenseitigen Abneigung jemals einen Hehl gemacht hätten. Aber an diesem Abend in Myrtle Beach, fünf Tage vor der Vorwahl in dem wichtigen Südstaat, wurde es persönlich. Und Hintergrund der Zuspitzung war ein Mann, der nicht auf der Bühne stand: Ex-Präsident Bill Clinton, der massiv für seine Frau Wahlwerbung betreibt.

"Ich weiß manchmal nicht, gegen wen ich kandidiere", beklagte sich Obama über das Clinton-Duo. Das hatte sich in den vergangenen Wochen zunehmend die Wahlkampfaufgabe geteilt - und dies in jeder Hinsicht. Wo sie nicht sein konnte, war er, besonders, wenn es in Umfragen eng wurde, und wenn sie es vorzog, sich zurückhaltend zu zeigen, griff Bill Clinton für sie an. "Billary" haben Medien die Ex-First Lady vor diesem Hintergrund mittlerweile getauft, und die "Washington Post" verglich die Rolle des Ehemannes am Dienstag mit der, die sonst ein Vizepräsidentenkandidat hat.

Obama schlägt zurück

Bereits am Wochenende hatte Obama angesichts der sich häufenden direkten Attacken Bill Clintons gegen ihn gedroht, er werde jetzt zurückschlagen. Das Fass zum Überlaufen brachte anscheinend die Bemerkung des Ex-Präsidenten, es sei ein Märchen, wenn Obama behaupte, dass er stets gegen den Irakkrieg gewesen sei. Als Unwahrheit und Tatsachenverdrehung bezeichnete der Senator das und auch andere Äußerungen des Ex-Präsidenten - unfähig aber, den "Ersatzkandidaten" direkt zu konfrontieren. Die ganze Bitterkeit entlud sich dann gestern in der Debatte: mit einem Obama, der - so die "New York Times" - "hitziger und intensiver war als in allen bisherigen Debatten".

"Ich bin hier, nicht mein Mann", sagte Hillary Clinton an einer Stelle der Diskussion, und: "Dieser Wahlkampf dreht sich nicht um unsere Ehepartner, sondern um uns." Sie brauchte Bill an diesem Abend auch nicht. Zwar selbst nie sonderlich zimperlich, ging sie Obama dieses Mal so frontal an wie bisher noch nie in diesem Wahlkampf, warf ihm vor, um Fakten herumzureden, sich um unpopuläre Entscheidungen zu drücken und sein Abstimmungsverhalten schönzureden. Obama revanchierte sich mit dem Vorwurf, Hillary sei bereit, "alles zu sagen um die Wahl zu gewinnen". Im Klartext: Beide sagten, dass man dem anderen schlicht nicht über den Weg trauen könne.

Showdown am "Super-Tuesday"?

"Die Feindseligkeit zwischen den beiden ist voll aufgebrochen", und "die Samthandschuhe sind endgültig abgestreift", hieß es übereinstimmend in vielen US-Medien. Und sie hielten den Schlagabtausch vom Montag im Vorfeld der Vorwahl in South Carolina mit seinen wichtigen Schwarzen-Stimmen nur für einen Vorgeschmack dessen, was bis zum möglichen Tag der Entscheidung zu erwarten ist. Und der könnte noch lange auf sich warten lassen. Experten halten es für gut möglich, dass auch der "Super-Tuesday" - der 5. Februar, an dem in über 20 Staaten vorgewählt wird - noch keinen endgültigen Sieger bringen könnte.

Zu den 20 Staaten gehören Kalifornien und Arizona, zwei besonders wichtige Staaten. Und dorthin eilte Hillary Clinton gleich nach der Debatte in South Carolina. Zurück blieb Bill: Er wird dort bis zum Samstag die Fahne für seine Frau hochhalten, damit sie im Westen Wahlkampf führen kann. "Er ist ein Gewinn", sagte Hillary in der Debatte über ihn. Aber andere im Wahlkampf bisher neutrale Demokraten haben zwiespältige Gefühle und finden Bills aktive Angreifer-Rolle eines Ex-Präsidenten unwürdig. So hat zum Beispiel kürzlich der prominente Senator Edward Kennedy seinen alten Freund angerufen und ihn - so "Newsweek" - in aller Deutlichkeit aufgefordert, sich zu mäßigen.

Gabriele Chwallek[dpa]

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