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Politik: Kanzler: Wir schreiben nach neuen Regeln

Berlin Im Ringen um die künftige Rechtschreibung hat sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen eine Rücknahme der Reform gewandt. „Es gibt seitens der Bundesregierung keine Überlegungen, die Reform rückgängig zu machen“, sagte ein Sprecher am Montag.

Berlin Im Ringen um die künftige Rechtschreibung hat sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen eine Rücknahme der Reform gewandt. „Es gibt seitens der Bundesregierung keine Überlegungen, die Reform rückgängig zu machen“, sagte ein Sprecher am Montag. Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Wilfried Steinert, warnte angesichts der Debatte vor „Rechthaberei auf dem Rücken der Kinder“. Er verwies darauf, dass neben den Schulbüchern auch die Computernetzwerke und -programme an den Schulen umgestellt werden müssten.

Eine Rücknahme der Rechtschreibreform würde die Schulbuchverlage rund 250 Millionen Euro kosten. Diese Zahl nannte der Dachverband VdS Bildungsmedien. Ein Stopp der Reform wäre „eine Katastrophe für die Branche und für die Schulen“, sagte VdS-Sprecher Rino Mikulic. Das Geld für neue Bücher müssten Eltern, Länder und Kommunen zahlen. Zwar haben in den vergangenen Jahren mehrere Bundesländer – darunter Berlin – die Lernmittelfreiheit abgeschafft, doch gibt es zahlreiche Ausnahmen, in denen Land oder Kommune die Kosten weiter übernehmen, etwa für Sozialhilfeempfänger.

Im vergangenen Jahr haben Länder und Kommunen nach Angaben des Verbands 250 Millionen Euro für neue Schulbücher ausgegeben. Fachleute sehen darin ein Argument, das auch einige Ministerpräsidenten von einem Stopp der Reform abhalten dürfte.

Gegen eine Volksabstimmung über die Reform wendet sich der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Rudolf Hoberg, der auch Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung ist. Die Reform sei nicht undemokratisch, sondern in einem 20-jährigen Prozess ausgehandelt und von allen Länderparlamenten und -regierungen beschlossen worden.

Auch der Dudenverlag lehnt eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung ab: Die Lexika und Enzyklopädien aus dem Verlag zu überarbeiten würde weit mehr kosten, als zusätzliche Verkäufe beim Duden bringen würden, sagte ein Sprecher.

Der Axel-Springer-Verlag will mit seinen Publikationen in vier Wochen zur alten Schreibung zurückkehren. obs/-ry

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