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Politik: Kanzlerbesuch: Wer boykottiert, soll nicht mehr ins Land

Österreichs Freiheitliche sind mächtig sauer. Gerhard Schröder hatte sich bei seinem Arbeitsbesuch in Wien am Wochenende tatsächlich erdreistet, allfälligen FPÖ-Ministern aus dem Weg zu gehen.

Österreichs Freiheitliche sind mächtig sauer. Gerhard Schröder hatte sich bei seinem Arbeitsbesuch in Wien am Wochenende tatsächlich erdreistet, allfälligen FPÖ-Ministern aus dem Weg zu gehen. Das will die Partei nicht auf sich - aber was heißt: auf sich? auf Österreich! - sitzen lassen. FPÖ-Chefin Susanne Riess-Passer schlägt deshalb zurück. Sie verlangt ein Einreiseverbot für Staatsgäste, die sich nicht mit FPÖ-Politikern treffen wollen: "Es wird nicht mehr vorkommen, dass jemand kommt und es wird so getan, als müsste man die eine Hälfte der Regierung verstecken." Und dann holt sie aus: "Wer diese Regierung nicht in ihrer Gesamtheit akzeptiert, auf dessen Besuch verzichten wir."

Jörg Haider hat sogar angedroht, man werde die Koalition mit der ÖVP platzen lassen, wenn seine FPÖ nicht als salonfähig betrachtet wird. Diese Gefahr wenigstens hat der FPÖ-Fraktionsvorsitzende, Peter Westenthaler, abgebogen. Er sagt: "Es wäre skurril, wenn der deutsche Bundeskanzler irgendeine Gefahr für Österreichs Regierung wäre. Dazu ist er viel zu unwichtig." Westenthaler ist bekannt für seine nassforsche Arroganz. Aber, so lästern seine Gegner, dass er sich jetzt schon mit Gerhard Schröder verwechselt ...

Einstmals war Wien Drehscheibe zwischen Ost und West. In vielen Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der UdSSR wurde in Österreich Großes verhandelt, sogar Weltgeschichte geschrieben. Einige Österreicher bangen seit dem FPÖ-Wahlerfolg und erst recht jetzt um den guten Ruf. Spätestens seit Westenthalers Äußerungen sei klar, wie provinziell dieses Land geworden ist, heißt es. Die Herren Bush und Putin hätten schon recht daran getan, ihr Gipfeltreffen ins benachbarte Slowenien zu legen. Man stelle sich vor, sie müssten sich von einem FPÖ-Großsprecher sagen lassen, sie seien "viel zu unwichtig".

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