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Kanzlerin auf Reisen: Merkel reist nach Afrika

Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft in Äthiopien mit den Spitzenvertretern der Afrikanischen Union zusammen.

Die Zeit drängt, in Afrika endlich Flagge zu zeigen. In den vergangenen zwei Jahren wurde Angela Merkel bei zahlreichen „Außen-Terminen“ immer mehr bewusst, dass gerade die Chinesen auf dem Kontinent an Einfluss gewinnen, während die Europäer keine gemeinsamen Strategie finden. Das soll sich nun im Dezember auf dem EU-Afrika-Gipfel in Lissabon ändern, den die Deutschen mit vorbereiten. Und auch nicht ohne guten Grund machte Merkel Afrika zu einem Schwerpunkt der noch laufenden G-8-Präsidentschaft.

Noch wird im Kanzleramt bestritten, dass die Europäer und Deutschen in Afrika schon an Boden verloren haben. Wohl wahr sei aber die Erkenntnis, dass Europa gut daran tue, die bereits bestehende Zusammenarbeit fortzusetzen, hieß es. Die Afrikaner fordern von sich aus verstärktes europäisches Engagement auf dem Kontinent. Sie wollten „nicht in eine Schieflage kommen“, verlautete vor der Afrikareise der Kanzlerin aus Regierungskreisen.

Erste Station ist an diesem Donnerstag Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba. Merkel wird dort mit den Spitzenvertretern der Afrikanischen Union (AU) zusammenkommen. Der Präsident, das Staatsoberhaupt von Ghana John Kufuor, kommt eigens angereist. Die AU zählt zu den Erfolgsgeschichten auf dem Kontinent: Nach dem Vorbild der EU versucht die Organisation, die oft so zerstrittenen Afrikaner unter einem Dach zu vereinen.

Auch der Besuch der Baustelle für das Endspielstadion der Fußball-WM in drei Jahren im südafrikanischen Johannesburg wird eine Referenz der Kanzlerin an das „neue“ Afrika sein. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff wird die Kanzlerin begleiten. Ohnehin ist Berlin bemüht, dem schlechten Image Afrikas in Deutschland zu widersprechen. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sagt: „Afrika ist in Bewegung geraten. Die Wirtschaft wächst. Es gibt weniger Konflikte. Vielerorts spüren wir einen echten Reformwillen.“ Afrika sei „ein Kontinent, der auch echte Chancen bietet“. Merkel wird von einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation begleitet. In Südafrika werden es 22 Manager sein, die die Marktchancen für deutsche Produkte am Kap ausloten. In Äthiopien wird die Commerzbank versuchen, in dem noch unterentwickelten Bankensektor des Landes tätig zu werden.

Natürlich ist Afrika immer noch auch ein Kontinent mit großen Problemen. In Addis Abeba wird Merkel ein Projekt für Straßenkinder besuchen, in Kapstadt ein Krankenhaus für aidskranke Kinder. Amnesty International forderte Merkel auf, in Äthiopien die Freilassung aller politischen Gefangenen zu fordern. In Südafrika wird die Kanzlerin für einen härteren Kurs gegen das Regime von Simbabwes Präsidenten Robert Mugabe plädieren. In Liberia besucht Merkel am Sonntag zum Ende ihrer Reise Staatspräsidentin Ellen Johnson-Sirleaf. Die muss ein vom Bürgerkrieg zerstörtes Land wiederaufbauen. Ulrich Scharlack (dpa)

Ulrich Scharlack (dpa)

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