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Begegnung mit Schülern in Tiergarten. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag bei ihrem Besuch des Französischen Gymnasiums in Berlin.

© imago/Rüdiger Wölk

Kanzlerin trifft Schüler in Berlin: Merkel will gegen Front National Wahlkampfhilfe leisten

Kanzlerin Merkel besucht Schüler des Französischen Gymnasiums in Berlin - und kündigt an, im Präsidentschaftswahlkampf 2017 Unterstützung gegen den Front National leisten zu wollen.

Für Angela Merkel ist ein Wohlfühl-Termin. Es gibt keinen Seehofer, der Fragen nach der deutsch-österreichischen Grenze stellt und auch keine schwierigen EU-Partner vom Schlage eines Viktor Orban. Stattdessen haben Schülerinnen und Schüler des Französischen Gymnasiums für die Kanzlerin ein Spalier gebildet. Die Strophen des Evergreens „Aux Champs-Elysées“ haben sie sie umgetextet zu „Es ist schön, Sie hier zu seh’n“.

Dass die Kanzlerin an diesem Dienstagvormittag mit den Schülern in Berlin zusammentrifft, hat mit einer Initiative zu tun, die sie im Jahr 2007 ergriffen hat – also vor gefühlt ewigen Zeiten vor der Finanz- und Flüchtlingskrise. Damals, als Deutschland den EU-Vorsitz innehatte, wurde die Idee geboren, dass Politiker sich einmal im Jahr mit Schülern über Europa austauschen.

So steht Merkel also bei diesem EU-Projekttag im Foyer des Gymnasiums in Tiergarten, das als Beispiel für gelebte deutsch-französische Zusammenarbeit im Schulbereich gelten kann. Achtklässlerinnen erzählen ihr von ihrem Austauschaufenthalt bei Gleichaltrigen in Straßburg, und die Kanzlerin will wissen, ob die jungen Franzosen denselben Musikgeschmack haben. Fünftklässlerinnen erklären ihr, wie sie Selfies mit Motiven aus den 28 EU-Staaten zu einem europäischen Foto-Puzzle montiert haben. Was die Kanzlerin zu der anerkennenden Bemerkung veranlasst, dass die Schülerinnen ja jetzt sämtliche EU-Mitgliedstaaten „im Kopf“ hätten. Mit trockenem Humor fügt sie hinzu: „Dann kann nichts mehr passieren.“

Merkel: Muslime zurückzuweisen mit europäischen Werten unvereinbar

Natürlich kann noch so einiges passieren mit diesem Europa, in das junge Leute gerade hineinwachsen. Und auch wenn Orban und all die anderen politischen Sparringspartner der Kanzlerin bei diesem Termin nicht körperlich anwesend sind, so spielen sie doch in der anschließenden Fragerunde in der Aula mit Elft- und Zwölftklässlern sehr wohl eine Rolle.

Auf die Frage einer Schülerin, wie es denn angesichts der Flüchtlingskrise um den europäischen Zusammenhalt bestellt sei, verteidigt Merkel die monatelange Aufnahme von Flüchtlingen in großer Zahl in Deutschland. Darüber hinaus, fügt sie hinzu, sei es „nicht mit den europäischen Werten“ zu vereinbaren, wenn einige EU-Länder sich weigerten, muslimische Flüchtlinge aufzunehmen.

Die Schüler wollen auch wissen, was denn passieren würde, wenn der rechtsextreme Front National bei den französischen Präsidentschaftswahlen 2017 erstarken sollte. „Ich werde versuchen, meinen Beitrag dazu zu leisten, so weit man das von außen kann, dass andere politische Kräfte stärker werden als der Front National“, lautet die Antwort. Vielleicht hat Merkel dabei auch an einen Bericht gedacht, demzufolge die Union angesichts der AfD-Erfolge angeblich verstärkt auf Wähler rechts der Mitte zugehen wolle. Draußen vor der Aula erklärt sie den Journalisten, dass man der AfD durchaus „ohne Schaum vorm Mund“ begegnen müsse. Sie stellt aber auch klar: „Es gibt keinerlei neue Strategie.“

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