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SPD-Chef Sigmar Gabriel mit Martin Schulz.

© dpa

Kanzlerkandidatur: Der SPD bleibt nur die Pflichterfüllung

Für die SPD steht schon jetzt fest: Das Rennen um das Kanzleramt ist so gut wie aussichtslos. Trotzdem muss einer in der ersten Reihe starten. Nur wer? Martin Schulz etwa?

Von Hans Monath

Einer hat nun offen ausgesprochen, was alle denken. „Vielleicht müssen wir noch eine Weile warten, bis wir wieder Autogrammkarten eines sozialdemokratischen Kanzlers verteilen können“, hat der Kieler Ministerpräsident Torsten Albig dieser Tage der Zeitung „Welt“ gesagt. Übersetzt heißt das: Die SPD hat bei der Bundestagswahl 2017 keine Chance gegen Angela Merkel. Ende der Bemühungen. Aus.

Die Lageanalyse für die Partei ist ernüchternd: Die SPD macht alles richtig, sie erfüllt ihre Wahlversprechen, sie schreibt die Blaupause für wichtigste Regierungsprojekte wie Mindestlohn, Rente mit 63, Mietpreisbremse oder Frauenquote. Aber es zahlt sich für sie nicht aus.

Nur eine profitiert von der sozialdemokratischen Politik der großen Koalition: Angela Merkel. Und sogar SPD-Kabinettsmitglieder loben die Fähigkeiten der Kanzlerin in höchsten Tönen – und merken erst im zweiten Augenblick, wie vernichtend sie gerade über die eigene Partei und das eigene Personal geurteilt haben.

Eine Wunderstrategie, ein Gegenmittel gegen die Ernüchterung, die sich wie Kriechöl unter den Sozialdemokraten ausbreitet, ist nirgendwo in Sicht. Jeder Ausbruchsversuch schafft nur neue Paradoxien: Noch weiter nach links rücken und täglich mit Merkels Union Streit suchen? Das passt so wenig zum Wunsch der Deutschen nach Ruhe und Berechenbarkeit wie zu dem Versuch des Parteichefs Sigmar Gabriels, mit Wirtschaftskompetenz die politische Mitte zu besetzen. Strategische Geduld aufbringen und darauf hoffen, dass sich das gute sozialdemokratische Regieren irgendwann doch auszahlt? Das könnte die Partei vielleicht noch aushalten, zuletzt aber ihr Vorsitzender, der viele Fähigkeiten hat, aber kein bisschen geduldig ist.

Martin Schulz als Kanzlerkandidat der SPD?

Auf die Kanzlerkandidatur hat ein Parteichef das Recht des ersten Zugriffs. In Wahrheit geht es diesmal wohl eher um Pflichterfüllung. Denn was sollte Sigmar Gabriel daran reizen, 2017 in eine aussichtslose Schlacht zu ziehen, um als geschlagener Kandidat anschließend den Parteivorsitz zu verlieren?

Schon spekuliert die „Bild“-Zeitung, dass die SPD 2017 Martin Schulz ins Rennen schicken wird. Belege bleibt das Blatt schuldig. Auch für den Präsidenten des Europäischen Parlamentes gilt: Er würde als aussichtsloser Kandidat wenig gewinnen und viel verlieren. Der internationalen Spitzenjob, mit dem ihn Sigmar Gabriel belohnen könnte, muss erst noch erfunden werden.

Manchmal wirkt es befreiend, wenn endlich mal einer ausspricht, was alle denken. In diesem Fall gibt es aber keine Befreiung. Denn die SPD würde ihren Charakter als Volkspartei aufgeben, wenn sie die Konsequenzen ziehen und ohne eigenen Kanzlerkandidaten in die nächste Wahl gehen würde. Es bleibt ihr nur eines: Sie muss weiter wollen, was sie nicht erreichen wird. Und versprechen, was sie nicht liefern kann. Ihr bleibt nicht mehr als – Pflichterfüllung.

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