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Politik: Katastrophenwarnung per SMS

Innenminister wollen neue Alarmsysteme einführen

Kiel - Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Klaus Buß (SPD), hat die Einführung neuer Alarm- und Warnsysteme in Deutschland angekündigt. „Früher hatten wir überall die Sirenen. Die sind zum Teil nicht mehr da, zum Teil funktionieren sie nicht mehr. Das System völlig neu aufzubauen und zu unterhalten, wäre gar nicht mehr zu bezahlen“, sagte Buß dem Tagesspiegel. Die Innenminister seien sich einig, dass Verbesserungen nötig seien. Geprüft werden Technologien, die per Handy, Funksignal, Internet, Radio und Fernsehen die Bevölkerung in einer Gefahrensituation, auch bei einem Terroranschlag, möglichst schnell auf die Abwehr und Hilfsmaßnahmen hinweisen sollen. Auch international gebe es bereits „gute Möglichkeiten, die wir in vollem Umfang nutzen müssen“.

Die Warnsirene sei „eine abgängige Technologie“, die zwar gut, aber teuer sei, bestätigte Helmut Preugschat, Leiter des Amtes für Katastrophenschutz im Kieler Innenministerium. Diese Alarmanlagen seien nur noch in Landkreisen vorgesehen, in denen sich Atomkraftwerke befinden. In Ministeriumskreisen geht man davon aus, dass im Ernstfall künftig über verschiedene Funksignale Autoradios oder Radiowecker eingeschaltet oder Warnsignale auf Armbanduhren aufgespielt werden können. In Finnland und Schweden sei dies bereits Praxis. Auch das Internet wird verstärkt in den Katastrophenschutz einbezogen, so werden Kooperationen mit T-Online geprüft. Erprobt wird weiter, Alarmmeldungen über ein Gruppensignal auf Mobiltelefone zu übertragen. Über die Homepage „myweblife.de“ bietet der Zivilschutz des Bundesinnenministeriums jedem Bürger an, sich per Handy gezielt über Gefahren informieren zu lassen, zum Beispiel bei starker Luftverschmutzung oder bei Bedrohung durch Naturkatastrophen. Nach der Anmeldung werde man bei aktueller Gefahrenlage in seinem Postleitzahlengebiet per SMS benachrichtigt. Über die Internetadressen „zivilschutz-online.de“ und „denis.bund.de“ stehen mehr als 2200 Links zur Verfügung, die Hintergrundinformationen zu Katastrophen und Ratschläge bieten.

Umfangreicher sind die Möglichkeiten für professionelle Katastrophenschützer: Helfer werden über Pager und Funksignal alarmiert. Die Kommunikation zwischen Bund und Ländern ist bei einem Zusammenbruch aller Netze auch via Satellit sichergestellt. Die Lagezentren und Rundfunkanstalten sind jederzeit erreichbar, Hilfseinrichtungen in Europa und der Welt sind vernetzt. So kann die Einsatzzentrale der EU auf nationale Anforderung einen eigenen Satelliten über ein Unglücksgebiet beordern, der den Hilfskräften aussagefähige Fotos liefert. Dies wurde bei Waldbränden und vor zwei Jahren bei der großen Elbeflut bereits erfolgreich praktiziert.

Die Innenminister wollen ein bundesweites „Gefährdungskataster“ vorlegen. Bis Jahresende soll dazu jedes Bundesland seine Risikobereiche auflisten.

Günter Beling[Kiel]

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