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Bundespräsident Joachim Gauck geht am 25.05.2016 nach der Eröffnung des 100. Katholikentages durch die Menschenmenge auf dem Marktplatz in Leipzig (Sachsen).

© dpa

Katholikentag in Leipzig: Gauck: Geschichte kann sich auch in eine gute Richtung entwickeln

In Leipzig ist der 100. Deutsche Katholikentag von Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet worden. Viele Veranstaltungen drehen sich um Flüchtlinge. Die AfD bleibt ausgeschlossen.

Bei der Eröffnung des Katholikentags am Mittwochabend rief Bundespräsident Joachim Gauck dazu auf, die Welt zu einem besseren Ort zu machen: „Geschichte kann sich auch in eine gute Richtung entwickeln, nämlich in Richtung Verständnis, Toleranz, Versöhnung. Inmitten all der meist schlimmen oder bedrohlichen Nachrichten der jüngsten Zeit sollten wir das nicht vergessen.“

Der Bundespräsident erinnerte an ein Zitat seines Amtsvorgängers Johannes Rau: „Die Welt liegt im Argen. Aber da muss sie nicht liegenbleiben.“ Das sei die echte christliche Antwort auf die Nöte der Welt und der Menschen, sagte Gauck. „Christen wissen um die Realität des Bösen in der Welt. Das Gute ist immer Ergebnis unserer entschiedenen Anstrengung, unseres guten Willens, der ohne Gnade allein machtlos wäre.“

In Leipzig sind die Christen in der Minderheit, gerade mal vier Prozent Katholiken gibt es. Hier findet bis zum Sonntag der 100. Deutsche Katholikentag statt. Für den Gastgeber, für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), ist das ein Experiment.

„Es soll ein Katholikentag zum Anfassen, zur Begegnung und zum Dialog werden“, sagte der ZdK-Vorsitzende Thomas Sternberg am Mittwoch. Man habe sich die ostdeutsche Stadt bewusst ausgesucht, um auch mit den 80 Prozent Nicht-Christen ins Gespräch zu kommen. Ein eigener Themenbereich ist dem „Leben mit und ohne Gott“ gewidmet. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 30.000  Dauergästen.

Die AfD soll nicht zu einem zentralen Thema werden

In den über tausend Podiumsdiskussionen, Workshops und Gottesdiensten wird es viel um Flüchtlinge, Identitätsfragen und auch um den neuen Rechtspopulismus gehen. Allerdings hat das ZdK entschieden, Vertreter der AfD kategorisch von den Podien auszuschließen.

Dafür gab es bereits im Vorfeld viel Kritik, auch von Bischöfen und engagierten Katholiken. Der frühere Dresdner und heutige Berliner Erzbischof Heiner Koch verteidigte die Entscheidung: Jedes einzelne Mitglied der AfD sei herzlich willkommen, sich auf dem Treffen an Gesprächen zu beteiligen, „aber es ist etwas anderes, ob wir einer Partei mit für uns problematischen Aussagen ein Forum bieten“. Die AfD solle nicht zu einem zentralen Thema des Katholikentages werden.

Prominente Politiker anderer Parteien sind sehr wohl vertreten. Am Donnerstag stellt sich Bundespräsident Joachim Gauck die Frage „In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“. Am Samstag will Angela Merkel über „nachhaltige Entwicklungsziele“ diskutieren.

Am Mittwoch riefen die 200 Mitglieder des ZdK zur Versachlichung der Debatte um den Islam auf. Das Laiengremium veröffentlichte eine Erklärung gegen jede Form religiös motivierter Gewalt. „Als Christen und Muslime verurteilen wir jedweden Fundamentalismus, Radikalismus, Fanatismus und Terrorismus, seien sie religiös oder anders begründet“, heißt es in dem Dokument, das auch einige islamische Theologen und Vertreter der Islam-Verbände Ditib und Zentralrat der Muslime unterzeichnet haben. Die Erklärung warnt davor, dass Islamfeindlichkeit alltäglich werde. „Sie ist ebenso unchristlich wie Judenfeindlichkeit.“ Dagegen müsse man Aufklärung und Begegnungen setzen.

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