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Katholische Kirche: Kardinal: Kondome sind zum Schutz vor Aids zulässig

Der emeritierte Erzbischof von Mailand, Kardinal Martini, hat der Benutzung von Präservativen zum Schutz vor Aids zugestimmt. Johannes Paul II. hatte in seiner Amtszeit stets Enthaltsamkeit gepredigt.

Rom - "In gewissen Situationen stellt der Gebrauch eines Präservativs das geringere Übel dar», sagte Martini der italienischen Wochenzeitschrift «L'Espresso». Vor allem Ehepaare, bei denen einer der Partner den Virus in sich trägt, müssten Kondome benutzen: Der Kranke «ist verpflichtet, seinen Partner zu schützen und auch dieser muss das Recht haben, sich selbst zu schützen», hieß es in dem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Geistlichen.

Zudem erklärte Martini, unter gewissen Umständen könnten auch Singles Kinder adoptieren. Zwar hätten Kinder ein Recht auf eine Familie, die aus einem Mann und einer Frau zusammengesetzt ist. «Aber auch Alleinstehende können einige wesentliche Garantien bieten.» Gleichzeitig sprach sich der Kardinal jedoch gegen Embryonen- Forschung und Euthanasie aus.

Johannes Paul II. hatte in seiner Amtszeit stets die Verwendung von Kondomen auch zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten ausgeschlossen. Dies wurde vor allem in seiner Enzyklika «Evangelium Vitae» deutlich. Stattdessen sprach sich der Papst aus Polen für Enthaltsamkeit aus.

Beobachter in Rom meinten, ein hoher Kardinal wie Martini würde sich öffentlich nicht zu einem so heiklen Thema äußern, wenn dies zuvor nicht mit Papst Benedikt XVI. besprochen sei. Dabei hatte der deutsche Papst noch im vergangenen Jahr betont, die gleiche Haltung wie sein Vorgänger zu vertreten: «Die traditionelle Lehre der Kirche hat sich als einzig sicherer Weg gegen die Ausbreitung von Aids erwiesen», sagte er damals vor afrikanischen Bischöfen. (tso/dpa)

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