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Katholische Kirche: Kardinal will Dialog mit China abbrechen

Nach der eigenmächtigen Weihe eines Bischofs durch Chinas Staatskirche hat sich Hongkongs Kardinal Joseph Zen für ein Ende der Verhandlungen mit der Pekinger Führung ausgesprochen. China will indes weitere Bischöfe ernennen.

Peking - Nach der Weihe eines Bischofs durch Chinas Staatskirche gegen den Widerstand des Vatikans rät Hongkongs Kardinal Joseph Zen zum Abbruch der Verhandlungen mit Peking. Er sieht «die Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens zerstört, die so notwendig ist für einen erfolgreichen Dialog über eine Verbesserung der Beziehungen», wie ihn die katholische Nachrichtenagentur AsiaNews am Dienstag zitierte.

Die «Patriotische Katholische Vereinigung» an der Spitze der chinesischen Staatskirche plant unterdessen für Mittwoch bereits die Ernennung eines weiteren Bischofs, den der Heilige Stuhl in Rom ebenfalls abgelehnt hat. Das berichtete die Hongkonger Zeitung «South China Morning Post» am Dienstag. Liu Xinhong solle in Wuhu in der Provinz Anhui geweiht werden.

Kardinal Zen rechnet nach der Weihe von Ma Yinglin am Sonntag zum Bischof in Kunming mit einer «sehr scharfen Reaktion (des Vatikans), um die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit zu unterstreichen». Der laufende Dialog über eine Aufnahme von Beziehungen «kann nicht weitergehen, weil die Leute denken werden, wir wären bereit, uns zu ergeben».

«Wir können nicht nachgeben», sagte der Kardinal nach Angaben der Zeitung. «Wenn jemand knallhart Tatsachen schafft, wie lässt sich dann von Dialog sprechen?» Laut AsiaNews sagte Kardinal Zen, die große Mehrheit der Geistlichen und der Gläubigen Chinas wolle einen Bischof, den der Papst anerkenne. Früher hatte sich die Staatskirche darüber hinweggesetzt, doch die letzten beiden neuen Bischöfe 2005 in Schanghai und Xi'an waren vom Heiligen Stuhl gebilligt worden.

Kardinal Zen vermutete, der Vizevorsitzende der «Patriotischen Katholischen Vereinigung», Liu Bainian, wolle jetzt die Verhandlungen mit dem Vatikan «sabotieren». Die Catholic World News zitierten Liu, der Widerstand des Vatikans sei irrelevant, weil beide Seiten keine diplomatischen Beziehungen unterhielten. Das Außenministerium nannte die Bedenken des Vatikans «grundlos».

Die Ernennung von Bischöfen ist neben der Anerkennung des von Peking als abtrünnig betrachteten Taiwan, mit dem der Vatikan noch diplomatische Beziehungen unterhält, das Haupthindernis für eine Annäherung. Seit der Machtübernahme der Kommunisten 1949 und des Bruchs mit dem Vatikan 1951 ist die Kirche in China gespalten. Während die vier Millionen Gläubige zählende Staatskirche den Papst nicht anerkennt, entzieht sich die doppelt so große katholische Untergrundkirche der Kontrolle. Ihre Mitglieder stehen loyal zum Papst, leiden aber unter Verfolgung. (tso/dpa)

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