zum Hauptinhalt
Papst Benedikt XVI.

© Reuters

Katholische Kirche: Papst tief beschämt über Missbrauchsfälle

Papst Benedikt kommt immer wieder auf den Missbrauchsskandal zurück. In London fand er klare Worte für die Verbrechen in der Kirche - und nahm damit auch Demonstranten ein wenig den Wind aus den Segeln.

London - Zehntausende von Gläubigen und Neugierigen haben sich am Samstagabend im Londoner Hyde Park zu einem Abendgebet mit Papst Benedikt versammelt, während die Polizei ihre Ermittlungen gegen sechs festgenommene mögliche Verschwörer fortsetzte.

Am Morgen hatte sich der Papst für den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester entschuldigt. Bei einer Messe in der Hauptkirche der britischen Katholiken, Westminster Cathedral, sprach er von "unbeschreiblichen Verbrechen" und bezeugte die Schande und Erniedrigung, die pädophile Priester über die Kirche gebracht hätten. Er äußerte die Hoffnung, dass die Buße zur Heilung der Opfer und zur Reinigung der Kirche beitrage.

Das „Netzwerk von Überlebenden des Missbrauchs durch Priester“ (SNAP) betonte, Entschuldigungen seien nicht genug. Der Vatikan müsse alle Akten der Polizei übergeben und durch die Strafverfolgung und Entfernung der schuldigen Priester und Bischöfe sicherstellen, dass dies nie wieder vorkomme.

Rund zehntausend Demonstranten marschierten nach Angaben der Organisatoren am Nachmittag beim größten organisierten Protest gegen den Papstbesuch vom Hyde Park zur Downing Street. „Der Papst kommt, will uns vorschreiben, wie wir leben sollen und mischt sich in unsere Gesetzgebung ein, das würde keinem anderen Staatsoberhaupt bei einem Besuch erlaubt“, sagte der Organisator der Demonstration, Peter Tatchell.

Die Polizei hält weiter sechs Nordafrikaner in Gewahrsam, die am Freitag nach Hinweisen auf einen möglichen Anschlagversuch festgenommen worden waren. Britische Boulevardzeitungen sprachen von „Muslimverschwörungen“ gegen den Papst. Konkrete Belege dazu lieferte die Polizei nicht. Vor dem Papstbesuch hatte Scotland Yard versichert, die Sicherheitskräfte hätten keine Informationen über geplante Anschläge gegen den Papst.

An diesem Sonntag wird der Papst in Birmingham zum Abschluss des Besuchs den englischen Kardinal John Newman selig sprechen, einen zum Katholizismus konvertierten Anglikaner. Die Seligsprechung hat überrascht, da Newman, anders als der Papst, als liberaler Theologe galt, der auch nach seinem Glaubenswechsel das individuelle Gewissen über die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes stellte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false