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Katholische Kirche: Piusbruderschaft bleibt auf Distanz

Die abgespaltenen Konservativen können sich nicht einigen, ob sie sich den Vorstellungen des Vatikans wieder annähern.

Kein klares Nein, und vor einem klaren Ja ein Katalog unklarer Bedingungen: Auch nach der sechstägigen Sitzung ihres Leitungsgremiums in der vorigen Woche hat die ultrakonservative Piusbruderschaft keine eindeutige Haltung zu einer möglichen Aussöhnung mit Rom gefunden. Das Ultimatum, das die Glaubenskongregation des Vatikans den abgespaltenen Piusbrüdern im März gestellt hat, ist ergebnislos verstrichen, die Entscheidung – ohne Termin – auf ein „außerordentliches Generalkapitel“ vertagt. Die Piusbrüder lehnen Modernisierungen in der katholischen Kirche seit den 60er Jahren ab, nicht zuletzt die Ökumene.

In ihrer am Donnerstag veröffentlichten, auffallend ausbalancierten „Grundsatzerklärung“ vermeiden die Piusbrüder jeden Zungenschlag, der – neben unverhohlener Skepsis – eine klare Richtung erkennen lassen würde. „Hochachtung“ vor dem Papst mischt sich mit der alten Kritik an den „Irrtümern“ der offiziellen katholischen Lehre seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) und dem Wunsch der Piusbrüder, „die Feinde aus dem Inneren der Kirche fortzujagen, die noch radikaler als die Feinde von außen versuchen, die Kirche zu zerstören“.

Seit der Chef der Piusbrüder, Bernard Fellay, im April eine in Rom als „positiv“ beurteilte Antwort auf den zweijährigen Verhandlungsprozess überreicht hatte, war über eine Wiedereingliederung der Piusbrüder in die katholische Kirche spekuliert worden. Interne Schreiben aus der Bruderschaft jedoch stellten den Kompromissvorschlag des Vatikans als „eindeutig inakzeptabel“ dar. Noch Mitte Juni sagte Bernard Tissier de Mallerais, einer jener vier Bischöfe der Bruderschaft, die der Papst als Vorleistung von der Exkommunikation befreit hat, man befinde sich „im Krieg“ mit Rom.

Fellay sorgte zusätzlich für Irritationen, als er behauptete, „nahe Mitarbeiter des Papstes“ hätten ihm zugeflüstert, dass Benedikt XVI. die Piusbrüder nicht länger auf ein vollständiges Annehmen der Konzilsdokumente verpflichten wolle. Damit könnten die Ultrakonservativen unter anderem weiterhin gegen Religionsfreiheit und Ökumene polemisieren.

Als Reaktion darauf erklärte der neue Präfekt der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, wer katholisch sein wolle, müsse die „Autorität des Papstes und der Bischöfe“ anerkennen: „Niemand darf meinen, er könne der katholischen Kirche eigene Vorstellungen aufdrängen.“ Und zu den Anschuldigungen der Piusbrüder, bei „richtiger“ Betrachtung der katholischen Lehre müsste die Glaubenskongregation gegen die Schriften ihres eigenen Chefs einschreiten, sagte der frühere Dogmatikprofessor nur: „Ich muss nicht auf jede Dummheit eine Antwort geben.“ So gilt die „Grundsatzerklärung“ der Piusbrüder in Rom mehr als ein Aufruf zur eigenen Geschlossenheit denn als Signal nach außen. Als Neuheit enthält sie, auf der Linie von Fellay, immerhin eine kleine Warnung an die eigene Adresse: Die Bruderschaft möge darauf achten, eine Kirchenspaltung zu vermeiden und nicht selbst in Irrlehren zu verfallen.

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