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Kaukasus: Viele Tote bei Anschlag in Tschetschenien

Bei einem Bombenanschlag in der russischen Teilrepublik Tschetschenien sind mindestens 14 Milizionäre und Zivilisten getötet worden.

Moskau (19.07.2005, 16:34 Uhr) - Das Attentat hätten Gefolgsleute des tschetschenischen Topterroristen Schamil Bassajew ausgeführt, sagte der Moskau-treue Präsident Alu Alchanow in der betroffenen Ortschaft Snamenskoje nordwestlich der Hauptstadt Grosny. Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte die Bluttat. Die meisten Opfer waren Polizisten. Auch ein Fahrrad fahrender Junge kam ums Leben.

Nach vorläufigen Erkenntnissen war zunächst ein Polizeifahrzeug in der Ortsmitte aus dem Hinterhalt beschossen worden. Als weitere Sicherheitskräfte und Anwohner am Tatort zusammenkamen, hätten unbekannte Täter dort eine Bombe gezündet, teilte ein Polizeisprecher mit. In ersten Berichten war von 15 Toten die Rede. Einige Leichenteile seien noch nicht identifiziert, sagte ein Arzt an Ort und Stelle der Nachrichtenagentur Interfax.

Bei einer Kabinettssitzung in Moskau forderte Putin die Sicherheitsorgane auf, die Grenzen im Nordkaukasus besser zu bewachen. «Diese Pläne müssen so schnell wie möglich ausgeführt werden», betonte der Kremlchef. Putin hält es für erwiesen, dass ausländische Terroristen über das benachbarte Georgien nach Russland eindringen und dort Anschläge verüben.

In Snamenskoje hatten Terroristen bereits vor zwei Jahren einen der blutigsten Anschläge gegen russische Einheiten verübt. Im Mai 2003 fuhr ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen in einen Kontrollposten der Kleinstadt. Durch die Explosion starben 60 Menschen, etwa 250 weitere wurden verletzt. Das Attentat galt offenbar einem Stützpunkt des Inlandsgeheimdienstes FSB.

Der islamische Extremist Bassajew hat sich nach Angaben der Rebellen zu den schlimmsten Terrorakten der vergangenen Jahre in Russland bekannt, darunter zur Geiselnahme von Beslan im September 2004 mit mehr als 330 Toten. Die russischen Behörden haben auf Bassajew ein Kopfgeld in Höhe von umgerechnet 8,3 Millionen Euro ausgesetzt.

Nach offizieller Darstellung des Kremls hat der Terror im Nordkaukasus die gleichen Wurzeln wie die Anschläge in New York und Washington 2001, in Madrid 2004 und zuletzt in London. Kritiker betonen dagegen, das Blutvergießen sei eine Reaktion auf die Moskauer Kaukasuspolitik. Der Europarat kritisierte im Juni, dass in Tschetschenien Menschenrechtsverletzungen bis hin zu Folter und Mord weiter meist unbestraft blieben. (tso)

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