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Obama

© dpa

Kehrtwende in der US-Politik: Obama plant Gespräche mit Hamas

Affront in der Nahostpolitik: Sein Vorgänger Bush verweigert jeden Kontakt zu den Radikalislamisten von der Hamas. Der künftige US-Präsident Barack Obama will nun über Agenten Verbindungen mit der Hamas aufnehmen lassen.

Gespräche mit Hamas würden einen grundlegenden Schwenk der amerikanischen Nahost-Politik bedeuten. Der scheidende Präsident George W. Bush war stets um eine vollständige internationale Isolation der Extremisten bemüht, die seit einem Jahr den Gazastreifen kontrollieren und derzeit mit Israel im Krieg stehen. Die Regierung in Washington und die Europäische Union stufen Hamas als Terrororganisation ein.

Aufsehend erregend ist daher, dass nun aus dem Stab Barack Obama nach außen dringt, der künftige Präsident werde schon bald den Kontakt in den Gazastreifen suchen. Der britische Guardian berichtet unter Bezug auf Personen aus dem Umfeld des Demokraten, es sei zwar nicht an direkte Gespräche gedacht. Doch weil in Washington die Erkenntnis reife, dass der bisherige Umgang mit der Hamas nicht der richtige sei, solle es bald Geheimkontakte auf niedriger Ebene geben.

Geheimdienste sollen Kontakt anbahnen

"Hier bildet sich eine Regierung, die mit schwierigen Partnern über schwierige Themen sprechen wird", wird eine weitere Person aus dem Umfeld Obamas zitiert. Für die gegenseitigen Beziehungen will man die Erfahrungen aus den Kontakten zur Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO aus den 1970er Jahren nutzen. Auch damals gab es erste Kontakte über die Geheimdienste. Der Kursschwenk werde auch von Richard Haas befürwortet, ein Diplomat, der als Obamas künftiger Nahost-Beauftragter gilt.

Allein die Nachricht schon dürfte im Gazastreifen mit Interesse aufgenommen werden. Der Strategiewechsel wird den in den vergangenen Wochen zum Krieg eskalierte Konflikt zwischen Israel und Hamas nicht unmittelbar beeinflussen. Gelänge es jedoch, Hamas bald gezielt in Gespräche über den Nahost-Konflikt einzubinden, könnte jahrelange Konfrontation in eine Koexistenz münden.

Auch mit Iran könnten Gespräche anstehen

Schon im Wahlkampf hatte Obama eine Abkehr von der Haltung Bushs in der Hamas-Frage angekündigt. Auch gegenüber problematischen Partnern wie Iran wolle er, so die Andeutung, Gespräche nicht von vornherein ausschließen. Über niedrige Ebenen und konspirative Kanäle Kontakte zu Machthabern in so genannten Schurkenstaaten herzustellen, war schon in vergangenen Jahrzehnten gelungen, wie die Normalisierung zu Libyen zeigt. (tst, Zeit Online)

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