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Politik: Kein Feldherr

Willi Jaspers Angriffe gegen meine Auffassungen zum NATO-Luftkrieg und gegen meine Person (Tagesspiegel vom 29.April) bedürfen eigentlich keiner Replik.

Willi Jaspers Angriffe gegen meine Auffassungen zum NATO-Luftkrieg und gegen meine Person (Tagesspiegel vom 29.April) bedürfen eigentlich keiner Replik.Die Geschichtslektion dieses seltsamen, furchtbaren Antifaschisten, mit der er um Verständnis für die ethnische Säuberungspolitik des serbischen Regimes wirbt, bestätigt und illustriert die Feststellungen, die ich in meinem Artikel (Tagesspiegel vom 24.April) über die moralische Qualität der Motive mancher deutscher Anti-NATO-Friedensfreunde getroffen habe.

Gegen einige Unterstellungen muß ich mich trotzdem verwahren.Auf welchen Satz, von mir jemals geschrieben, stützt Jasper seine infame Suggestion, ich hielte "gelernte Marxisten-Leninisten" für "schlimmer als Hitler?" Dieser Versuch, mich durch eine weit hergeholte Anspielung auf die "Schwarzbuch"-Debatte in die Ecke rechter Geschichtsrevisionisten zu drängen, ist in der Tat des "Neuen Deutschland" würdig.

Zweitens: Ich lege Wert auf die Feststellung, daß ich weder Helmut Schmidt noch Ulrich Beck oder Friedrich Schorlemmer als Kollaborateure Milosevics "denunziert" oder ihnen sonst irgendwelche unehrenhaften Beweggründe unterstellt habe.Den Unterschied zwischen diesen und anderen Kritikern der NATO-Strategie, deren Argumente ich respektiere, aber nicht teile, und der verkommenen PDS habe ich in meinem Artikel präzise genug bezeichnet.Übrigens ist mein Eintreten für einen bewaffneten Einsatz für menschenrechtliche Universalien auch nicht Produkt einer "intellektuellen Mode".Ich gehörte schon während des Bosnien-Kriegs zu den schärfsten Kritikern eines gnadenlosen Pazifismus, einer fadenscheinigen anti-universalistischen Stimmung in der westlichen Öffentlichkeit und des daraus folgenden verheerenden Abstentionismus der westlichen Regierungen.Gott sei Dank wird die Liste derer, die sich von Leuten wie Jasper wegen ihres Eintretens für - unter bestimmten Umständen auch bewaffnete - Aktionen zur Verteidigung der Menschenrechte als Kriegstreiber und "Feldherren" beschimpfen lassen müssen, heute immer länger und stattlicher.Rechtzeitig, um Jaspers Ausfälle gegen die "militanten Humanisten" zu blamieren, hat Jürgen Habermas am vergangenen Donnerstag in der "Zeit" seine wohlabgewogenen Gründe für seine Zustimmung zu den NATO-Luftangriffen dargelegt.Ich erkenne darin auch meine eigenen Ansichten wieder.Vielleicht möchte Jasper sich diesen notorischen Militaristen als nächsten vorknöpfen.

Von Richard Herzinger erscheint dieser Tage ein Aufsatz über das Versagen des Westens im Bosnien-Krieg in: Thomas Schmid (Hg.): "Krieg im Kosovo", Rowohlt Verlag Reinbeck (rororo aktuell), 14,90 DM.

RICHARD HERZINGER

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