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Politik: Kein Pardon für die Milchschnitte

Dick und Doof – das waren zwei, die sich in ihrer Neigung zum Katastrophischen genial ergänzten. Allerdings stammen ihre Filmabenteuer aus einer Zeit, die die Dicken und die Doofen als Vertreter legitimer Lebensformen tolerierte.

Dick und Doof – das waren zwei, die sich in ihrer Neigung zum Katastrophischen genial ergänzten. Allerdings stammen ihre Filmabenteuer aus einer Zeit, die die Dicken und die Doofen als Vertreter legitimer Lebensformen tolerierte. Der Zeitgeist allerdings geht in eine andere Richtung: Bald werden die Dicken die Doofen sein.

Beweise? Bitte. Hier die Worte von Elvira Drobinski-Weiß: „Ein ungesundes Essverhalten sollte auch finanziell unattraktiver gestaltet werden.“ Frau Drobinski-Weiß ist nicht irgendwer, sondern bei der SPD für solche Sachen zuständig. Die Parlamentsflure summen und brummen gerade vor derlei Initiativen, und wir werden uns darauf einstellen müssen, dass die Mehrwertsteuer demnächst zum wichtigen gesundheitspolitischen Instrument wird. Im Fadenkreuz: Knabberzeug und Süßigkeiten.

Das geht allerdings nicht einfach so. Der erste Schritt ist die Berufung einer Knabberzeug-Risikobewertungskommission beim Bundesgesundheitsamt. Kartoffelchips, klar, da ist die volle Mehrwertsteuer fällig, Cola kriegt vermutlich sogar die doppelte aufgedrückt, speziell, wenn es sich um die doppelböse Coca-Cola handelt. Erdnüsse sind ebenfalls negativ, allerdings kann sich der Hersteller dadurch absichern, dass er sie in Schokolade aus fairem Handel einpackt, denn dann überwiegen die entwicklungspolitischen Aspekte. Kein Pardon gibt es für Kindermilchschnitten: Die sind nicht nur voller Zucker, sondern enthalten auch Milch von Kühen, die bekanntlich per Methanfurz das Klima kaputtmachen, das ist gewissermaßen der Porsche Cayenne zum Essen. Noch schlimmer sind nur noch Froschschenkel und Gänsestopfleber, die bei dieser Gelegenheit steuerlich gleich mit entsorgt werden können. Und die verbrecherischen Hamburger auch, bevor sie den Grünkernbratling aus Kreuzberg verdrängen.

Das dürfte wirken. Wer sich der steuerbegünstigten Magersucht dennoch entzieht, der wird bei der Steuererklärung gestellt. Kein Problem, den Body-Mass-Index in Steuertabellen einzuarbeiten oder einen Übergewichts-Soli einzutreiben, den der Sachbearbeiter notfalls per Waage festsetzt. Dicksein wird dann Makel und Statussymbol gleichermaßen, so was wie ein Ferrari vor der Tür. Hui, wird es heißen, der Mann trägt Größe 60, der muss ja Geld wie Heu haben!

Ich weiß nicht, weshalb Sie jetzt ausgerechnet an Kurt Beck denken. Der muss schließlich die Partei von Frau Drobinski-Weiß führen. Dafür kann er jede Energiereserve brauchen.

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