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Politik: Keine "Achse" Paris - Moskau

PARIS .In Frankreich stößt die Aktion "Desert fox" auf ein geteiltes Echo.

PARIS .In Frankreich stößt die Aktion "Desert fox" auf ein geteiltes Echo.Während sich die Regierung auffällig mit Kritik an den USA zurückhält, haben Parteien und Medien die Entscheidung der USA fast einhellig verurteilt.Die französische Öffentlichkeit stellt nicht nur eine Beziehung zur Lewinsky-Affäre her, sondern fürchtet auch einen Präzedenzfall, der zur Entmachtung der UNO durch die Amerikaner führen könnte.Der vorherrschende Eindruck ist allerdings, daß Paris von Clintons Entscheidung überrascht wurde.Präsident Chirac wurde offenbar erst wenige Minuten vor dem Beginn der Aktion "Wüstenfuchs" informiert - und zwar nicht von den Amerikanern, sondern vom britischen Regierungschef Blair.Premierminister Jospin wurde vollends auf dem falschen Fuß erwischt: Er hält sich zu einem viertägigen Besuch in Kanada auf.

Selbst die französischen UNO-Vertreter scheinen überrumpelt worden zu sein.Sie hätten sich nachdrücklich gegen den "skandalösen" Bericht des UNO-Abrüstungs-Beauftragten Richard Butler ausgesprochen, schreibt "Le Monde".Butler habe anmaßend gehandelt und UNO-Generalsekretär Kofi Annan übergangen, heißt es in Paris weiter.Frankreich hatte sich bei den letzten Irak-Krisen erfolgreich für eine friedliche Lösung unter Vermittlung der UNO eingesetzt.

Trotz dieser Vorgeschichte gab Außenminister Védrine dem irakischen Diktator Saddam Hussein die "Hauptverantwortung" für die amerikanisch-britische Attacke.Hussein habe sich nicht zur "unverzichtbaren vollständigen Kooperation" mit der UNO-Abrüstungskommision bereit erklärt, so Védrine.Frankreich bedauere die "Kettenreaktion, die zu den Militärschlägen gegen Irak geführt hat", sowie die "ernsten humanitären Konsequenzen".

Nur in Nebensätzen kam leise Kritik an den Amerikanern zum Ausdruck.So betonte Védrine, daß sich Frankreich - im Gegensatz zu den USA - "immer strikt an die Linie des UNO-Sicherheitsrats" gehalten habe.Er meldete Zweifel an, ob der Militärschlag dem Ziel der langfristigen Rüstungskontrolle im Irak dienlich sei.Gleichzeitig ging Védrine auf Distanz zur russischen Kritik an der Militäraktion.

Mithin kann von einer französisch-russischen "Achse" gegen die USA keine Rede sein.Zwar ist Paris über die einseitige Entscheidung der Amerikaner verärgert.Gleichzeitig fühlt sich die Regierung aber von Saddam Hussein betrogen, dem sie mehr Vertrauen als alle anderen westlichen Staaten entgegengebracht hatte.

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