zum Hauptinhalt

Politik: Keine Inder ohne Kinder: Angeworbene Computerfachleute sollten ihre Familien mitbringen dürfen (Kommentar)

Gewiss doch, alles hängt mit allem zusammen: der Mangel an Computerspezialisten und die Schulausbildung in Deutschland - vulgo: Inder und Kinder -, die Greencard und das Ausländergesetz, nicht zu vergessen das Asylrecht. Doch wenn Politiker daraus den Schluss ziehen, es müsse alles auf einmal geregelt werden - am besten gleich noch in einer harmonisierten Form für alle EU-Staaten -, dann endet das wie immer.

Gewiss doch, alles hängt mit allem zusammen: der Mangel an Computerspezialisten und die Schulausbildung in Deutschland - vulgo: Inder und Kinder -, die Greencard und das Ausländergesetz, nicht zu vergessen das Asylrecht. Doch wenn Politiker daraus den Schluss ziehen, es müsse alles auf einmal geregelt werden - am besten gleich noch in einer harmonisierten Form für alle EU-Staaten -, dann endet das wie immer. Der beste Weg, eine kleine Reform zu verhindern, ist noch allemal, eine große Reform zu fordern. Ein Einwanderungsgesetz ist überfällig, das stimmt schon. Doch es wird so schnell nicht kommen, jedenfalls nicht in den nächsten drei, vier Jahren. Deshalb ist es besser, die Frage einer Greencard für Computerspezialisten unabhängig davon zu diskutieren.

Freilich, auch die Greencard für hoch qualifizierte Programmierer aus Indien oder Russland löst Befürchtungen aus. Deutschland holt Arbeitskräfte, doch es kommen Menschen. So war es bereits bei der Anwerbung von Gastarbeitern in den sechziger und siebziger Jahren. Und diese Menschen wollen irgendwann ihre Familien nachholen. Die 10 000 oder 20 000 Greencards, von denen Kanzler Schröder spricht, müsse man wegen Frau und Kindern mindestens mal vier nehmen, um den wahren Zuzug zu erkennen, warnen CDU-Wahlkämpfer. Und wenn diese Gäste erst ein paar Jahre da seien, würden sie freiwillig nicht mehr heimkehren. Deshalb sollten die Computerspezialisten alleine kommen und ihre Familie zuhause lassen - als Rückkehr-Pfand quasi, auch wenn man das natürlich so nicht sagen darf. Maximal fünf Jahre ohne Partner und Kinder, das müsste doch auszuhalten sein.

Warum eigentlich sollen Zuwanderer auf Zeit ausbaden, dass die Deutschen sich selbst misstrauen? Nichts anderes steckt doch hinter der Furcht, die Greencard-Inhaber würden nach den vereinbarten fünf Jahren nicht wieder zurückkehren, sofern sie ihre Familie nach Deutschland mitbringen. Nach dem Streit um Bleiben oder Heimkehr von Kriegsflüchtlingen in die befriedeten Teile Bosniens kann man sich die emotionalen Schilderungen ausmalen: Wie gut die zehnjährige Shali oder der kleine Aljoscha sich in der Schule integriert haben und wie herzlos es doch sei, sie da herauszureißen und in den bitteren indischen oder russischen Alltag zurückzuschicken.

Unmenschlich wäre die Alternative: einen Menschen ohne zwingenden Grund über Jahre von den Angehörigen zu trennen. Das Leben in der Fremde kann bereichernd sein, ist aber eine große Herausforderung, die seelische Belastungen mit sich bringt. Die Familie sorgt für den nötigen Rückhalt. Alle paar Jahre umziehen aus beruflichen Gründen, auch von einem Land ins andere und ohne mitleiderregende Begleitmusik in den Medien, das ist in vielen Jobs ganz normal: im Diplomatischen Dienst, in den großen deutschen Konzernen. Wer sich anwerben lässt für eine Arbeit auf Zeit im Ausland, weiß von Anfang an, dass er nach ein paar Jahren wieder gehen muss. Deshalb: Inder plus Kinder. Wenn Deutschland Computerspezialisten per Greencard anwirbt, dann sollten sie ihre Familien mitbringen dürfen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false