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Politik: Keine Spur von Aufschneiderei

David Kelly hatte fundiertes Wissen zum Irak – sagen Zeugen

Der britische Biowaffen-Experte und Regierungsberater David Kelly war alles andere als ein „Wichtigtuer“ – diesen Eindruck legten am Montag die ersten Zeugenvernehmungen der Untersuchung von Lordrichter Brian Hutton in London nahe. Kelly, der sich am 17. Juli das Leben nahm, hatte im vergangenen Monat im Zentrum des Streits zwischen der BBC und der Regierung von Tony Blair gestanden. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass einer von Blairs Regierungssprechern Kelly als „Wichtigtuer“ gebrandmarkt hatte. Bei der Zeugenvernehmung im Saal 73 des Londoner Haupt-Gerichtsgebäudes zeigte sich am Montag allerdings, dass Kelly durchaus ein hervorragender Kenner von Saddam Husseins Massenvernichtungs-Arsenal war.

So räumte auch der Personaldirektor des Verteidigungsministeriums, Richard Hatfield, ein, dass Kelly alles andere als ein kleiner Regierungsberater war: Der Experte habe auch Zugang zu Geheimdienst-Material gehabt, erklärte Hatfield vor dem Lordrichter Hutton. Die BBC hatte Kelly als Hauptquelle für einen Bericht bezeichnet, wonach das Irak-Dossier von Premier Blair im vergangenen September aufgebauscht worden sei.

Dass Kelly bei anderen Waffenexperten einen guten Ruf genoss, bestätigte auch Terence Taylor, Chef des Internationalen Instituts für Strategische Studien in Washington. Taylor bezeichnete Kellys Arbeit als ehemaliger Waffeninspekteur im Irak als „außerordentlich erfolgreich“. Seit 1991 habe sich Kelly intensiv als UN-Chefinspekteur mit dem irakischen Waffenarsenal beschäftigt und habe auch die britische Regierung beraten. Auch Taylor arbeitete nach 1993 als Waffeninspekteur im Irak. In dieser Zeit sei Kelly sein wissenschaftlicher und technologischer Mentor gewesen, erklärte Taylor weiter.

Kritisch setzte sich dagegen der hohe Beamte des Verteidigungsministeriums mit Kelly und seinem Umgang mit den Medien auseinander. Er sei bei der Unterrichtung von Journalisten „zu weit“ gegangen, erklärte Hatfield. Verteidigungsminister Geoff Hoon wird in der Affäre vorgeworfen, die Unwahrheit über die Umstände gesagt zu haben, unter denen Kellys Name ans Licht der Öffentlichkeit gekommen war. Hoon hatte behauptet, dass das Verteidigungsministerium alles getan habe, um die Anonymität Kellys zu wahren. Tatsächlich hatten Mitarbeiter des Ministeriums aber Kellys Namen preisgegeben.

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