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Kenia

© dpa

Kenia: Ausschreitungen nach Präsidentschaftswahl

Aus Wut über die verzögerte Stimmenauszählung ist es nach der Präsidentschaftswahl in Kenia zu landesweiten Krawallen gekommen. Amtsinhaber Mwai Kibaki und sein Herausforderer Raila Odinga haben sich derweil beide zum Sieger erklärt.

In der Hauptstadt Nairobi und den meisten anderen Landesteilen gibt es Ausschreitungen, teilte die Polizei mit. Die Partei des Oppositionskandidaten Raila Odinga, Orange Democratic Movement (ODM), verdächtigt die Regierung von Präsident Mwai Kibaki der gezielten Manipulationen der Stimmenauszählung und erklärte Odinga zum Sieger der Wahl von Donnerstag.

Plünderungen und Brandstiftungen

In Kibera, einem Armenviertel von Nairobi, für das Odinga Abgeordneter ist, protestierten hunderte junge Anhänger der Opposition gegen die verzögerte Stimmenauszählung. Einige Demonstranten plünderten Geschäfte und steckten Läden und Wohnungen in Brand. Die Randalierer hatten Macheten und Knüppel bei sich, berichtete ein Anwohner. Um die Menge zu zerstreuen, feuerten die Einsatzkräfte Schüsse in die Luft und setzten Tränengas ein.

Auch in Odingas Heimatstadt Kisumu im Westen Kenias und anderen Hochburgen der ODM kam es nach Angaben von Polizei und Augenzeugen zu Plünderungen und gewaltsamen Ausschreitungen. Internationale Beobachter mahnten die Parteien, ihre Anhänger von Gewalt abzuhalten. Durch ein verantwortungsvolles Verhalten müssten weitere Zusammenstöße verhindert werden, sagte der Chef der EU-Wahlbeobachterkommission, der deutsche Europaparlamentarier Alexander Graf Lambsdorff (FDP), bei einer Pressekonferenz. Die Verzögerungen bezeichnete er als bedauerlich.

Beide Lager beanspruchen Sieg

Obwohl ein amtliches Ergebnis noch nicht vorlag, erklärte die ODM ihren Kandidaten zum Wahlsieger. "Der ehrenwerte Raila Odinga ist der Sieger und vierte Präsident der Republik Kenia", sagte Musalia Mudavadi von Odingas Partei ODM, der selbst für das Amt des Vize-Präsidenten kandidierte. Kibaki müsse seine Niederlage angesichts der gespannten Lage im Land rasch anerkennen. Mudavadi berief sich auf eine parteiinterne Stimmenauszählung, wonach Odinga rund 4,2 Millionen Wählerstimmen erhielt und Amtsinhaber Kibaki mit rund 3,7 Millionen Stimmen hinter sich ließ. Kibakis Party of National Unity (PNU) wies dies zurück und antwortete mit der Aussage, ihr Kandidat liege mit etwa 300.000 Stimmen in Front.

Laut erstem Teilergebnis lag Herausforderer Odinga mit rund 49,5 Prozent der Wählerstimmen vor Kibaki mit 45,3 Prozent. Die Angaben beruhten auf rund der Hälfte der Stimmzettel, wie der Kommissionsvorsitzende Samuel Kivuitu mitteilte. Zwei kenianische Fernsehsender hatten Odinga zuvor einen deutlicheren Vorsprung prognostiziert. Angaben zur Wahlbeteiligung liegen weiterhin nicht vor.

"Wenn etwas faul ist, wollen wir wissen, was los ist"

Odingas Partei äußerte Misstrauen gegenüber der verzögerten Stimmenauszählung, die eigentlich bereits am Freitag abgeschlossen sein sollte. "Wenn etwas faul ist, wollen wir wissen, was los ist", sagte ODM-Chef Henry Kosgey. Er schloss die Möglichkeit nicht aus, dass Regierungsvertreter "mit der Aufbereitung der Zahlen beschäftigt" seien. Wahlkommissionschef Kivuitu zeigte sich verwundert darüber, dass aus manchen Regionen keine Wahlergebnisse gemeldet würden. "Wenn wir dort anrufen, müssen wir feststellen, dass die Telefone ausgeschaltet sind", berichtete er.

Der Urnengang am Donnerstag, bei der nicht nur der künftige Präsident bestimmt wurde, sondern auch Parlaments- und Kommunalwahlen stattfanden, war nach Angaben internationaler Beobachter relativ ruhig verlaufen. (smz/AFP/dpa)

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