zum Hauptinhalt
Update

Lage beruhigt: KFOR sichert Kosovo-Grenzen

Nach den Gewaltausbrüchen an der Grenze zwischen Kosovo und Serbien herrscht zunächst wieder Ruhe. Starke Kfor-Verbände sichern die Grenzen. In New York berät unter deutschem Vorsitz der UN-Sicherheitsrat.

Im Kosovo hat sich die Lage nach den Gewaltausbrüchen der vergangenen Tage zunächst wieder beruhigt. Starke Verbände der internationalen Schutztruppe Kfor übernahmen am Donnerstag nach Mitternacht den von Serben niedergebrannten Grenzübergang Jarinje. Serbiens Präsident Boris Tadic appellierte an seine Landsleute, auf weitere Gewalt zu verzichten. Kosovos Regierungschef Hashim Thaci lehnte alle Kompromisse ab, solange Serbien Waren mit einem Importverbot belegt.

Im Kosovo, das sich 2008 für unabhängig erklärt hatte, kam es in den vergangenen Tagen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Serben und albanisch-stämmigen Kosovaren. In der ehemaligen serbischen Provinz mit insgesamt zwei Millionen Einwohnern leben heute nur noch etwa 100 000 Serben. Im Norden sind sie jedoch mit weitem Abstand die größte Bevölkerungsgruppe. Dort hatte die Zentralregierung deshalb bisher keinen Einfluss.

Der UN-Sicherheitsrat, in dem Deutschland derzeit den Vorsitz hat, will noch am Donnerstag über die neue Krise beraten. Dazu reiste auch Serbiens Außenminister Vuk Jeremic nach New York. Nach inoffiziellen Informationen ist der Sicherheitsrat gespalten. Während China und Russland aufseiten der Serben stünden, zeigten die USA und Großbritannien Verständnis für die Position der Albaner, hieß es.

Belgrad will erreichen, dass die gewaltsame Übernahme der beiden Grenzübergänge durch die Kosovo-Regierung verurteilt wird. Die hatte am Vorabend argumentiert, mit der Polizeiaktion die volle Souveränität des seit drei Jahren unabhängigen Staates wiederhergestellt zu haben.

Am vorangegangenen Montag hatten Einheiten der Kosovo-Spezialpolizei die beiden Grenzübergänge Jarinje und Brnjak eingenommen. Der Regierung im Kosovo geht es darum, ein eigenes Importverbot gegenüber serbischen Waren durchzusetzen. Das war vorher kaum möglich, da die Grenze von serbischen Einsatzkräften kontrolliert wurde.

Die Serben hatten auf die Übernahme mit Straßenblockaden geantwortet. Aufgebrachte Angehörige der serbischen Minderheit hatten am Abend den Grenzübergang Jarinje zur Nachbarrepublik Serbien in Brand gesteckt. Etwa 50 maskierte Angreifer verwüsteten den Grenzpunkt.

Im Kosovo selbst gehen die Verhandlungen zwischen den Regierungen in Pristina und Belgrad unter Vermittlung des Kfor-Kommandanten Erhard Bühler weiter. Die Serben wollen erreichen, dass im zerstörten Grenzübergang Jarinje nach seiner Wiedereröffnung erneut serbische Beamte ihren Dienst verrichten.

Kosovos Regierungschef Thaci hatte noch in der Nacht die serbische Regierung beschuldigt, hinter der Verwüstung des Grenzübergangs Jarinje zu stehen. „Die Gewalttaten sind bestellt, geplant und geleitet von den höchsten Ebenen der serbischen Regierung“, sagte der Ministerpräsident in Pristina. Trotzdem werde es „keine Kompromisse geben“.

Serbiens Staatsoberhaupt Tadic rief kurze Zeit später die Serben zur Ruhe auf und distanzierte sich von den Gewalttätern. „Die Extremisten und die Hooligans arbeiten mit ihrer Gewalt gegen die Interessen der Bürger und des Staates Serbien und unterstützen die extremistische albanische Seite“, kritisierte Tadic. Der serbische Staatspräsident appellierte an seine Landsleute im Kosovo, ihre Angriffe einzustellen. Diese Gewalt schade den Interessen Serbiens. Serbien hofft, bis zum Jahresende den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu erhalten. Voraussetzung ist ein entspanntes Verhältnis zu der vor drei Jahren abgefallenen und heute selbstständigen früheren serbischen Provinz Kosovo.

„Der Norden darf nicht fallen“, gab der für das Kosovo in der serbischen Regierung zuständige Goran Bogdanovic in der Belgrader Zeitung „Novosti“ die Marschrichtung vor. Die meisten serbischen Zeitungen schrieben, die Minderheit im Kosovo wehre sich gegen den Versuch der albanisch dominierten Kosovo-Regierung, den Norden des Landes vom „Mutterland“ Serbien abzuschneiden.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief Politiker in Belgrad und Pristina zu einer raschen Lösung des Konflikts auf. „Ruhe und Sicherheit für jeden müssen wieder hergestellt werden“, sagte Ashton nach einer am Mittwochabend in Brüssel verbreiteten Mitteilung. „Gewalt wird niemals toleriert und einseitige Aktionen sind nicht der richtige Weg.“ Die Außenbeauftragte verurteilte die Gewalt im nördlichen Kosovo und sprach von „inakzeptablen“ Entwicklungen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false