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Ganz nah dran - und manchmal auch zu nah: Bei der Art Basel hat ein Kind eine Skulptur demoliert.

© AFP

Kind zerstört Plastik auf der Art Basel: Ab sofort doppelt so teuer!

Die Skulptur "Fliege" ging zu Boden, Flügel kaputt, Entsetzen. Einerseits. Andererseits ist Aufmerksamkeit auch eine Währung. Eine Glosse.

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Wenn ein Kunstwerk etwas auslöst, hat es funktioniert. Sagt man so. In dieser Logik war das Intermezzo auf der Art Basel, das am Montag Wellen bis New York schlug, wohl der Ritterschlag. Die Insektenplastik „Fliege“ von Katharina Fritsch, 19 mal 27 mal 20 Zentimeter groß und auf einem Sockel platziert, hat ein dreijähriges Kind zum Handeln animiert. Es langte aus dem Buggy heraus und hin, so berichtete die „Bild“-Zeitung – und bums, fiel das interessante Ding runter.
Flügel ab, Entsetzen.

Drei Jahre, das ist wirklich sehr jung. Manche Kinder können sich in dem Alter nicht von ihrem Spiegelbild unterscheiden, andere performen voller Explorationsdrang selbstbewusst auf Kunstmessen. Wie ist der Mensch doch erstaunlich.

Flügel wieder ankleben? Also bitte!

Vielleicht wollte das Mädchen sich auch nützlich machen. Fliegen muss man verscheuchen oder nicht? Das Kind soll sich für den Fliegentod geschämt haben – ein Gefühl, das viele kennen, die je zugeschlagen haben. Oh Gott, der Minimatsch da war ja ein Lebewesen!

Und nun? Flügel einfach wieder ankleben? Also bitte, eine Plastik ist doch kein Eierbecher. Das „unberührte Werk“ sei nun verdorben, fürchtete eine Galeristin vielleicht stellvertretend für die Kunstwelt. Aber ist das nicht Denken von gestern? Kunst von heute lebt, muss sich aussetzen, ist Event. Joseph Beuys hat das mit seinen weggeputzten Irgendwasirgendwohinstellwerken angefangen, Banksy hat das gerade auf die Spitze getrieben und im vergangenen Oktober eins seiner Gemälde geschreddert, direkt nach dessen Versteigerung für 1,2 Millionen Euro. Woraufhin es im Wert stieg! Zu Recht. Seine Einzigartigkeit ist nun noch einzigartiger, es hat eine weltberühmte Geschichte.

Fritsch-Skulpturen könnten jetzt anziehen

Und ganz ehrlich: Kannten Sie Katharina Fritsch? Jetzt ja. 50.000 Euro soll der Wert der Plastik betragen haben. Da ist Luft nach oben. Die Künstlerin ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, wo man am Montag damit dauerbeschäftigt war, die Mailadresse einer New Yorker Galerie zu buchstabieren, die den Kontakt zu ihr habe. Eine Reaktion gab es bis Redaktionsschluss aber nicht.

Das zerstörerische Kind hat Prominenz erschaffen. Aufmerksamkeit. Die Währung der digitalen Welt. Nahezu nebensächlich die Tatsache, dass die Galerie später mitteilte, das Kunstwerk sei nicht kaputt gegangen. Die Preise für Fritsche- Skulpturen – „Fliege“ bei Weitem nicht die einzige – könnten jetzt explodieren. Natürlich auch als Wette auf die Zukunft des Mädchens. Wer weiß, was es in seinem Leben noch alles vom Sockel haut. Dann hätte man einen Link zu dem Erstling.

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