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Politik: Kinder im Chat: Macht Politik Spaß?

Berlin - Gregor Gysi liebt Gartenarbeit, Peter Hettlich findet Angela Merkels Frisur „schick“, Daniel Bahr sieht gern Formel 1, während Ingrid Fischbach Schlager mag – obwohl ihre Tochter das „uncool“ findet. Das alles lernte, wer vergangene Woche beim Politik-Chat des Internetportals „Kinder-Campus“ vorbeischaute.

Berlin - Gregor Gysi liebt Gartenarbeit, Peter Hettlich findet Angela Merkels Frisur „schick“, Daniel Bahr sieht gern Formel 1, während Ingrid Fischbach Schlager mag – obwohl ihre Tochter das „uncool“ findet. Das alles lernte, wer vergangene Woche beim Politik-Chat des Internetportals „Kinder-Campus“ vorbeischaute. Man konnte auch erfahren, dass sich der Nachwuchs mit dem politischen Jargon wider Erwarten ganz gut auskennt. Hartz IV, Rolle der Bundeswehr oder EU-Beitritt der Türkei, die Kinder wollten alles ganz genau wissen. Antworten gab jeden Tag ein Bundestagsabgeordneter. Die Idee dazu hatte die Berliner Agentur „Cobra Youth Communications“.

Wie wird man Politiker und macht das Spaß? Kann man gegen die hohe Arbeitslosigkeit überhaupt etwas tun, und würde eine neue Regierung Soldaten nach Iran schicken? Auch die Jugendlichen wurden persönlich. Etwa als eines der knapp 20 chattenden Kinder die Arbeitslosigkeit des Vaters oder die Angst vor Kriegen gestand. Manch knifflige Frage brachte die Abgeordneten ins Schwitzen. Wie die an den sächsischen Grünen Peter Hettlich nach der Haltung seiner Partei zu Kriegseinsätzen der Bundeswehr. Der 46-Jährige will deutsche Soldaten zwar nicht in Kriege schicken. „Aber so richtig sicher“ sei er sich manchmal auch nicht. Seine Ehrlichkeit kam gut an: Die Jugendlichen fanden ihn „cool“.

Die „rote Chatterin“ Nicolette Kressl war sich sicher, dass eine SPD-geführte Regierung auch in Zukunft keine Soldaten in den Irak senden würde: „Da haben wir uns ja schon vor drei Jahren gegen die USA behauptet.“ Und was hält sie von einer Frau als Kanzlerin? Das fände die badische Abgeordnete, die wegen der Frauenpolitik in die SPD eingetreten ist, schon toll, „aber eben nicht jede“.

Von Ingrid Fischbach wollte ein Mädchen wissen, ob in der CDU nur Christen seien. Auf Fischbachs Antwort, zumindest sie sei katholisch „und glaube zudem an Gott“, wunderte sich „Susicat“, das sei „bei den Problemen“ aber schwer: „Der hilft uns nicht gegen die Arbeitslosigkeit.“

Der FDP-Abgeordnete Daniel Bahr, mit 28 jüngster Teilnehmer, wurde mit Fragen über die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gelöchert. Ob sie „irgendwann zu Ende“ gehe, konnte er auch nicht sagen. Aber Österreich zeige, dass man sie in einem Jahr um die Hälfte senken könne. Was wäre, wenn man keine Eigenverantwortung tragen könne, weil man krank sei oder nicht so schlau? Da müsse dann der Staat eingreifen, gestand Bahr zu, der ansonsten für das „Engagement der Einzelnen“ warb. Dass er schon mit 14 Jahren in die Partei eintrat, erstaunte die Kinder.

Den Abschluss machte Gregor Gysi. Dass er lustig sei, wird ihm gefallen haben, trotz des Zusatzes: „Aber Sie schreien immer im Bundestag herum wie alle.“ Da war der Einzug des Spitzenkandidaten der Linkspartei/PDS ins Parlament schon fast vorweggenommen. Eine Regierungsbeteiligung nach der Wahl schloss Gysi aus: Die anderen Parteien seien noch nicht so weit.

Juliane Schäuble

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