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Kinder: Viel Geld, keine Chancengleichheit

Der erste Kinderbericht der OECD stellt Deutschland kein gutes Zeugnis aus: Fast jedes sechste Kind lebt in Deutschland in Armut. Und das obwohl die öffentlichen Ausgaben für Kinder so hoch wie in kaum einem anderen OECD-Land sind.

Berlin - Zum Schulbeginn gibt es schlechte Noten für die Familienpolitik der Bundesregierung: Die öffentlichen Ausgaben für Kinder sind so hoch wie in kaum einem anderen OECD-Land, verfehlen aber ihr Ziel. Denn fast jedes sechste Kind lebt in Deutschland in Armut. Das geht aus dem ersten Kinderbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammmenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am Dienstag in Berlin und Paris vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt der Studie stand der Vergleich des Wohlbefindens und der Entwicklungschancen von Kindern in den 30 Mitgliedstaaten der Organisation.

Deutlich wird demnach: Deutschland muss beim Thema Chancengleichheit für Kinder nachsitzen. Die Unterschiede zwischen den Leistungen guter und schlechter Schüler seien hierzulande deutlich größer als im OECD-Durchschnitt. Bei der Lesekompetenz beispielsweise ist der Abstand zwischen den oberen und den unteren zehn Prozent nur in sieben Ländern größer – darunter in Mexiko, Griechenland und den USA.

Woran liegt das? Monika Queisser, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik bei der OECD in Berlin, sieht einen Grund vor allem in den zu geringen staatlichen Ausgaben für die frühkindliche Entwicklung: „Es kommt vor allem auf Kinderbetreuungsangebote an. Denn speziell Alleinerziehende haben es in Deutschland sehr schwer, Arbeit und Familie zu vereinen.“ Programme zur Förderung von Ganztagsschulen seien der richtige Ansatz, um Eltern die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen und gleichzeitig die schulische Entwicklung des Kindes nicht zu hemmen. Denn das Risiko, in die Armut abzurutschen, ist bei Haushalten von Alleinerziehenden besonders hoch: Laut OECD-Studie sind 40 Prozent dieser Haushalte von relativer Armut betroffen, der Durchschnitt liegt bei 30 Prozent.

Andere Länder, allen voran die skandinavischen, setzen ihre öffentlichen Gelder für Kinder offensichtlich effizienter ein. In Dänemark und Schweden fallen beispielsweise die Direktzahlungen an Eltern geringer aus als in Deutschland, wo Elterngeld und Steuererleichterungen fast 20 Prozent über dem OECD- Durchschnitt liegen. Aber nur jedes 37. Kind in Dänemark lebt in relativer Armut. „Die staatlichen Ausgaben müssen also stärker auf die bedürftigen Familien zugeschnitten werden“, mahnt Queisser.

Gute Noten bekommt Deutschland im OECD-Vergleich hingegen für den Gesundheitszustand der Kinder, und deren Ausstattung mit nötigen Materialien für den Unterricht wie Computern und Schulbüchern. jd

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