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Kinderbetreuung: Mehr Plätze in Krippen - außer in Thüringen

In Deutschland werden inzwischen über 15 Prozent der Kleinkinder unter drei Jahren in Krippen betreut. Nur in Thüringen ist die Quote rückläufig. Dort gibt es bereits das als "Herd-Prämie" kritisierte Betreuungsgeld.

Innerhalb eines Jahres stieg die Betreuungsquote von Kleinkindern deutschlandweit um 1,88 Prozentpunkte auf 15,47 Prozent. Zeitgleich fiel die Quote in Thüringen als einzigem Bundesland um 0,43 Prozentpunkte. Dies ergab die Auswertung der vergangene Woche veröffentlichten Erhebung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Alle anderen Bundesländer verzeichneten zwischen März 2006 und März 2007 Zuwachsraten zwischen 0,43 (Nordrhein- Westfalen) und 3,37 Prozentpunkten (Hessen).

Die CDU-Landesregierung in Thüringen hatte im Sommer 2006 eine "Familienoffensive" gestartet, Zuschüsse für Kindertagesstätten gekürzt und parallel ein Landeserziehungsgeld eingeführt. Damit hat Thüringen als einziges Bundesland das von der Bundesregierung ab 2013 in Aussicht gestellte Betreuungsgeld vorweggenommen, das von Kritikern als "Herd-Prämie" bezeichnet wird.

Thüringen gibt bis zu 300 Euro

Das Thüringer Erziehungsgeld für zweijährige Kinder beträgt derzeit je nach Familiengröße monatlich zwischen 150 und 300 Euro. Falls die Eltern ihr Kind betreuen lassen, müssen sie bis zu 150 Euro an die Einrichtung abführen und außerdem Kindergartenbeiträge zahlen. Die Thüringer Oppositionsparteien und die Wohlfahrtsverbände haben die Einführung des Landeserziehungsgeldes kritisiert und davor gewarnt, dass vor allem arme Familien ihre Kinder aus der Betreuung nehmen würden. Ein Volksbegehren für eine bessere Familienpolitik, das die Rücknahme der "Familienoffensive" forderte, scheiterte am Thüringer Verfassungsgerichtshof.

Das Statistische Landesamt in Thüringen verzeichnete im März 2007 einen Rückgang von 6 Prozent bei Zweijährigen in Kindertageseinrichtungen. In der Altersgruppe unter drei Jahren fiel die Betreuungsquote auf 37,48 Prozent. Thüringen liegt damit im Deutschlandvergleich an fünfter Stelle hinter Sachsen-Anhalt (51,83 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (44,14), Brandenburg (43,43) und Berlin (39,75) - jedoch deutlich vor den westdeutschen Bundesländern, die von Hamburg (22,04) angeführt werden.

Deutschlandweit gab es 2007 genau 34.200 Krippenplätze mehr als im Vorjahr. Zeitgleich fiel die Gesamtzahl der Kleinkinder um 34.600. In einigen Kreisen veränderten sich die Betreuungsquoten noch deutlicher. Das hessische Darmstadt verzeichnete mit 7,18 Punkten den stärksten Anstieg von Kleinkindern in öffentlicher Betreuung, der thüringische Kyffhäuserkreis mit minus 4,46 Punkten den stärksten Rückgang. (svo/dpa)

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