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Kinderhilfswerk: Unicef gewinnt wieder neue Spender

Unicef Deutschland ist nach schweren Turbulenzen offenbar wieder auf dem richtigen Weg. Die Krise bei Kleinspendern scheint überwunden zu sein.

Anne Lütkes hält eine Folie immer griffbereit. Die Schatzmeisterin von Unicef Deutschland hat sich für die Mitgliederversammlung auf einer Seite gegenüberstellen lassen, wie – wenig – Zahlen der Geschäftsbericht vor einem Jahr enthalten hat und wie detailliert der aktuelle für das Jahr 2007 ausgefallen ist. Er enthält nun unter anderem eine Bilanz und auch eine Gewinn-und-Verlust-Rechnung. „Das ist doch gut“, sagt sie jedem, dem sie das Werk zeigt und wenn man nicht sofort antwortet, schiebt sie noch ein leises „oder?“ hinterher. Meistens muss sie das aber nicht, denn in der Tat fällt sofort auf, dass sich bei Unicef nach der Krise einiges verändert hat. Der neue Vorsitzende Jürgen Heraeus hat dafür seine eigene Formel gefunden. „Gutes tun alleine reicht nicht“, gibt er als sein Credo aus, „man muss es auch gut tun“. Nach solchen Sätzen macht er eine kleine Kunstpause, um die Wirkung seiner Worte zu überprüfen. „Es lag ein Hauch von Unantastbarkeit über Unicef“, analysiert er zutreffend, „so sind wir in die Krise gerutscht“. Die Verantwortlichen des UN- Kinderhilfswerks hatten sich im vergangenen Jahr eine öffentliche Schlammschlacht geliefert und zu spät auf Missstände reagiert. Es hat zwar keinerlei persönliche Bereicherung gegeben, doch erhielten Spendensammler teils hohe Provisionen, ohne dass in einzelnen Fällen überhaupt korrekte Verträge mit ihnen abgeschlossen wurden. Und weil Unicef seine Praktiken dem Spendensiegel gegenüber nicht offen gelegt hatte, verlor die Organisation das Gütezeichen des Deutsche Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). Professionelle Spendensammler sollen nun zunächst nicht mehr zum Einsatz kommen.

Experten äußerten sich am Dienstag positiv über den Unicef-Bericht. „Der Unterschied ist groß. Man merkt, dass die neue Führung neue Saiten aufziehen will“, lobt auch Rupert Graf Strachwitz, Direktor des Maecenata-Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft. Auch Karenina Schröder von Tranparency International sieht Unicef Deutschland „auf dem richtigen Weg“. Sie lobt, dass die Organisation Vorstand und Geschäftsführung getrennt hat und im Jahresbericht nun Angaben zu Gehältern macht. 2007 hat Unicef knapp 95 Millionen Euro eingenommen, vier Millionen weniger als 2006. Davon seien 76 Millionen in Projekte weltweit geflossen. Die Verwaltungsausgaben sind auf 19,4 Prozent leicht gestiegen. Spendenexperte Strachwitz hält diesen Anteil für angemessen. Grundsätzlich wünscht er sich jedoch eine „weitere Versachlichung“ des Unicef-Berichtswesens. „Es sollte deutlicher herausgearbeitet werden, dass Unicef-Deutschland keinen Einfluss auf die Projekte hat, sondern die Spenden an die Zentrale überweist.“ Immerhin beobachten die Verantwortlichen, dass die Krise bei Kleinspendern überwunden zu sein scheint. Im ersten Quartal 2007 hatten 38 000 Dauerspender ihr Engagement beendet, inzwischen gewinnt man wieder neue. „Das sind erst einige Hundert, aber das ist ein Anfang“, freut sich Anne Lütkes. 

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