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Kinky Friedman: Ein singender Cowboy will Texas regieren

Bei den Wahlen am 7. November will der Country-Sänger, Buchautor und Komödiant Kinky Friedman den Pferdesattel mit dem höchsten Amt des US-Bundesstaates Texas tauschen.

Austin - Kinky Friedman entspricht voll und ganz dem Klischee eines texanischen Cowboys: Der 62-Jährige ist ein rauer Kerl, der sich nicht um Benimmregeln schert, der gerne hart austeilt und Freude an derben Späßen hat. Der Exzentriker, der sich gerne als "jüdischen Cowboy" bezeichnet, bewirbt sich in der Heimat von Präsident George W. Bush um das Amt des Gouverneurs. Die Grenze zwischen Politik und Comedy lässt er dabei bewusst verschwimmen. Bei den Texanern kommt dies offenbar gut an. Umfragen zufolge liegt er auf dem zweiten Platz.

Friedman ist der Schrecken des politischen Establishments in dem konservativen Bundesstaat. Er will Marihuana legalisieren, Casinos zulassen und gleichgeschlechtliche Ehen einführen. "Die Schwulen haben ein Recht darauf, genauso elend dran zu sein wie der Rest von uns", sagt er über die Homo-Ehe. Sich selbst bezeichnet er als "eingefleischten Proleten". Auf die Frage, ob er als politisch unerfahrener Cowboy für den Gouverneursposten geeignet ist, entgegnet er in Haudegen-Manier: "Warum zur Hölle eigentlich nicht?" Seinen Freund, die Country-Legende Willie Nelson, will Friedman zum Energieminister machen. Der bekennende Kiffer Nelson fördert erneuerbare Energien.

Ohrfeige für den Amtsinhaber

Friedmans Draufgängertum gefällt den Texanern. Viele Menschen in dem ölreichen Steppenstaat im Süden der USA sind der alten Politikergarde überdrüssig. Der republikanische Gouverneur Rick Perry übernahm das Amt vor knapp sechs Jahren, als Bush ins Weiße Haus nach Washington wechselte. In Umfragen kommt Perry auf nur etwa ein Drittel der Stimmen. Für einen Amtsinhaber ist das geradezu eine Ohrfeige. Friedman liegt den Erhebungen zufolge mit bis zu 23 Prozent auf Platz zwei. Da für die Wahl die einfache Mehrheit genügt, hat Perry trotzdem gute Chancen.

"Ich finde, Friedman ist eine erfrischende Stimme der Wahrheit", sagt der Ingenieur Jim Hart, der bei der Wahl vor vier Jahren noch für Perry gestimmt hatte. "In dieser verbissenen Gesellschaft hat man so etwas lange vermisst." Friedmans Karriere erinnert an die unglaubliche Laufbahn des glatzköpfigen Wrestling-Stars Jesse Ventura, der 1998 praktisch aus dem Nichts zum Gouverneur des Bundesstaats Minnesota gewählt wurde. Ventura unterstützt Friedmans Wahlkampf und absolvierte mehrere Auftritte mit dem parteiunabhängigen Kandidaten.

"Was kann schon so schwer daran sein?"

Texas ist ein wohlhabendes Land von der doppelten Größe Deutschlands mit 20 Millionen Einwohnern. Zweifel an seiner Eignung für den anspruchsvollen Job wischt Friedman beiseite. "Was kann schon so schwer daran sein?", fragt der Mann, der sich den Vorwurf einhandelte, Rassist zu sein. Die vornehmlich schwarzen Menschen, die im vergangenen Jahr nach dem Hurrikan "Katrina" aus New Orleans ins texanische Houston geflohen waren, schmähte Friedman als "Gauner und Drogensüchtige". Außerdem belegt eine alte Tonbandaufzeichnung, dass er vor 26 Jahren ein abfälliges Wort über Afro-Amerikaner benutzte.

Eine Entschuldigung lehnte Friedman stur ab. Die Kritik von politischen Gegnern und Minderheitenverbänden an ihm sei ein "Amoklauf der politischen Korrektheit", sagte er. "Wer sich dadurch beleidigt fühlt, sollte für einen anderen Kandidaten stimmen." Amtsinhaber Perry nutzte die Gelegenheit, Friedman hart anzugehen. "Es kann einen nicht kalt lassen, wenn Leute eindeutig rassistische Bemerkungen machen", sagte er. (Von J. D. Riviere, AFP)

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