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Kirche: Benedikt gibt Vatikan-Akten frei

Die erstmals zugänglichen Dokumente zum Pontifikat von Pius XI. (1922-1939) stoßen bei Forschern auf großes Interesse. Sie erhoffen sich Aufschlüsse über die Rolle des Kirchenstaats in der Zwischenkriegszeit.

Vatikan - Allein am ersten Tag hätten rund fünfzig Wissenschaftler die Quellen in den Vatikanischen Archiven eingesehen, sagte Marco Grilli, Mitarbeiter der Archive. Seit Montag sind alle der rund 30.000 Bände mit Akten von Papst, Kurie und vatikanischen Botschaften zugänglich. Von ihnen versprechen sich Historiker weitere Aufschlüsse über die Rolle des Kirchenstaats in der Zwischenkriegszeit, unter anderem beim Aufstieg des Faschismus in Spanien und Italien und dem des Nationalsozialismus in Deutschland.

Nach vatikanischem Recht hätten die Archivbestände eigentlich erst 70 Jahre nach dem Tod Pius' XI. freigegeben werden dürfen, also im Frühjahr 2009. Papst Johannes Paul II. hatte jedoch auf eine rasche Öffnung gedrängt, um die Rolle der Kirche in einer der umstrittensten Phasen ihrer Geschichte zu klären. Bereits seit 2003 durften Historiker die Akten der vatikanischen Vertretungen in Berlin und München aus den Jahren 1922 bis 1939 studieren.

Teil des Archivs weiter nichtöffentlich

Nun gab Papst Benedikt XVI. dem Wunsch Johannes Pauls II. folgend sämtliche weiteren Akten von Pius XI. frei. Historiker erwarten sich vor allem eine genauere Einschätzung der Kirchenpolitik in dieser Zeit. Von Sensationen gehen seriöse Forscher allerdings nicht aus. Sie verweisen darauf, dass es stets auch in den staatlichen Archiven bereits zugängliche Parallelüberlieferungen gebe, aus denen die groben Linien der Kirchenpolitik erschlossen worden seien. Die Akten für das Pontifikat von Pius XII. (1939-1958) bleiben trotz Kritik von Holocaust-Historikern und jüdischen Organisationen weiter unter Verschluss. (tso/AFP)

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