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Kirche: Bischofsanordnung sorgt für Empörung

Der Kölner Kardinal Meisner hat mit einem Verbot von multireligiösen Feiern an Schulen für Aufregung gesorgt. Katholische Schüler sollen demnach nicht gemeinsam mit Muslimen oder Juden beten.

Köln/Düsseldorf - Das Schreiben von Mitte November sei aus Anlass der Adventszeit an die katholischen Religionslehrer versandt worden; es beziehe sich aber auf das gesamte Jahr, gelte also auch für Schulentlassungsfeiern, teilte ein Sprecher des Kölner Erzbistums mit. Die Grünen im NRW-Landtag übten scharfe Kritik am Vorgehen Meisners. "Herr Kardinal, wir brauchen keine katholische Parallelgesellschaft", erklärte die Düsseldorfer Grünen-Migrationsexpertin Monika Düker.

Laut Erzbistum sind von dem Verbot Adventsfeiern oder Martinsumzüge nicht betroffen, da sie als Brauchtum gelten. Der stellvertretende Pressesprecher des Erzbistums, Christoph Heckeley, verwies darauf, dass es sich nicht um eine Regelung nur für das Kölner Erzbistum handele. Vielmehr habe die Deutsche Bischofskonferenz schon 2003 eine entsprechende Leitlinie verabschiedet.

"Jede Gemeinschaft kann nur alleine zu ihrem Gott beten"

In dem von Meisner unterzeichneten Schreiben heißt es, der Glaube von Kindern und Jugendlichen sei noch nicht als vollständig entfaltet anzusehen. Deshalb habe er die Sorge, dass die für das Verständnis von multireligiösen Feiern notwendige Differenzierung nicht ausreichend gegeben sei. Das Gottesbild der nichtchristlichen Religionen sei nicht identisch mit dem Gottesbild der Christen, weshalb jede Gemeinschaft nur alleine zu ihrem Gott beten könne. Geschehe dies bei einem gemeinschaftlichen Anlass, müsse die jeweils andere Religionsgruppe schweigend dabei stehen - Kindern sei das nicht zumutbar. Meisners Sprecher zufolge bezieht sich die Anordnung nicht auf ökumenische Feiern.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Düker betonte, Meisners Verbot sei "wirklich der Gipfel". "Er steht freiwilliger, natürlicher Integration und multikulturellem Austausch in Schulen im Weg." Auch für die vielen katholischen Kindergärten, in denen katholische Kinder gemeinsam mit Kindern anderer Religionen spielend lernten, sängen und feierten, bedeute dies einen Rückschritt. Zudem spreche Meisner das Verbot "ausgerechnet in einer Zeit aus, in der der Großteil der Gesellschaft die Wichtigkeit des Dialoges der Religionen und Kulturen erkannt hat".

Tiefe Empörung

Auch die Bürgerinitiative Humane Schule reagierte mit "tiefer Empörung" auf die Anordnung. Der Bundesvorsitzende Detlef Träbert nannte multireligiöse Feiern "ein Stück aktiver Integrationsarbeit". Meisners Schreiben sei deshalb "unchristlich und nicht hinnehmbar". Träbert appellierte an alle Schulen im Kölner Erzbistum, die Aufforderung zu ignorieren. (tso/AFP)

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