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© dpa

Kirche: Bischofsornat und Bademantel

Rekordandrang zur Frühjahrstagung der katholischen Bischöfe. Das beherrschende Thema sind die Piusbrüder.

Hamburg - Zwanzig Mikrofone und ein Dutzend Kameras warteten am Montagnachmittag in der Lobby des feinen Hamburger Hotel Grand Elysee darauf, dass ein Bischof etwas sagt. Die Deutsche Bischofskonferenz tagt – in den vergangenen Jahren war das eine Meldung in der Randspalte der Zeitungen wert. Dieses Jahr haben sich 80 Journalisten für das bis Donnerstag dauernde Treffen akkreditiert. Bei kirchlichen Themen ist das meistens ein Krisenzeichen. Ende Januar hatte der Papst die Exkommunikation der reaktionären Pius-Bruderschaft aufgehoben und damit weltweit eine Welle der Empörung ausgelöst. Zum Eklat hatte ein Interview geführt, in dem der Pius-Bischof Richard Williamson die Existenz von Gaskammern in Auschwitz leugnete.

Um 15 Uhr15 nimmt der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, vor den Mikrofonen Stellung. Er ist ein freundlicher Mann und hat ein noch freundlicheres Gesicht aufgesetzt, das ausdrücken möchte: Wir haben alles im Griff. Zollitsch breitet denn auch einen klaren Plan aus, wie es im Konflikt mit der Pius-Bruderschaft weitergehen soll. Die halbherzige Entschuldigung Williamsons von vergangenem Freitag „genügt nicht für die Aufnahme in die katholische Kirche“, sagt er. „Und wenn die Pius-Brüder nicht bereit sind, sich hinter das Zweite Vatikanische Konzil zu stellen, gibt es keinen Platz für sie in der katholischen Kirche. Dann tritt die Exkommunikation wieder in Kraft.“

Ob das der Papst auch so sieht, will ein Journalist wissen. Zollitsch nickt und sagt, dass der Papst eine klare Linie habe. Nächsten Dienstag fliegt Zollitsch nach Rom, dann will er sich für diese Position auch direkt beim Papst stark machen. Dass sich im Verhältnis zu den Pius-Brüder noch ein „positives Ergebnis“ abzeichnen werde, glaubt Zollitsch nicht. Dass die deutschen Bischöfe in den vergangenen Wochen nicht immer mit einer Stimme gesprochen und den Vatikan unterschiedlich heftig kritisiert haben, möchte Zollitsch in seiner Erklärung gerne umschiffen. Nur so viel: Es werde eine Aussprache darüber geben.

Nächstes Thema: Mixa. Der Augsburger Bischof Walter Mixa ist dafür bekannt, dass er regelmäßig dafür sorgt, dass die Harmonie unter den Bischöfen nicht allzu groß wird und dass man auch außerhalb der katholischen Kirche verständnislos den Kopf schüttelt. Aschermittwoch war es wieder so weit. Mixa hatte bei einer CSU-Veranstaltung einen Zusammenhang zwischen der Zahl der in der NS-Zeit ermordeten Juden und der Zahl der Abtreibungen nahegelegt. „Der Holocaust ist ein einzigartiges Verbrechen“, sagt Zollitsch. „Das war eine staatlich geplante Vernichtung eines ganzen Volkes.“ Das könne man auf keinen Fall mit Abtreibungen vergleichen, auch wenn es da ebenfalls um Mord gehe. Er habe aber schon mit Mixa gesprochen. Der habe ihm versichert, dass es um zwei verschiedene Teile einer Rede gehandelt habe, zwischen denen er keinen Zusammenhang herstellen wollte.

Oben auf der Galerie begegnen die Männer von der Bischofskonferenz Hotelgästen in Bademänteln auf dem Weg zur Sauna. Ab und zu beugt sich ein Wellnessfan über die Brüstung und schaut verwundert auf die Pressekonferenz unten. Normalerweise tagen die Bischöfe in katholischen Einrichtungen. Im protestantischen Hamburg gibt es kein katholisches Tagungshaus, das groß genug gewesen wäre. Aber wie hatte Erzbischof Zollitsch gesagt: „Die katholische Kirche will zu den Menschen kommen.“

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