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Ralf Meister.

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Kirche: Käßmann-Nachfolge: Ein Berliner für Hannover

Die Kandidaten für Margot Käßmanns Nachfolge im Bischofsamt stehen fest – beide haben sich überregional profiliert.

Berlin - Ein Mann wird Nachfolger von Margot Käßmann. Zumindest das steht fest, seit der Kirchensenat der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover am Donnerstagabend die Namen der Kandidaten für die Nachfolge der überaus populären Landesbischöfin veröffentlichte, die nach rund elf Jahren im Amt nach einer Alkoholfahrt im Februar von allen kirchlichen Ämtern zurückgetreten war. Der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister und der aus Berlin stammende Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau, Wolfgang Gern, werden sich im November bei der Herbstsynode der rund drei Millionen Mitglieder zählenden Landeskirche zur Wahl stellen.

Um Bischof zu werden, benötigen sie in den ersten beiden Wahlgängen eine Zweidrittelmehrheit. Erst danach reicht die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Und vieles deutet darauf hin, dass es ein knappes Rennen wird. Denn beide Kandidaten haben sich auch außerhalb der Grenzen ihrer Landeskirche profiliert: Wolfgang Gern hat als Sprecher der Nationalen Armutskonferenz vor allem mit lautstark vorgetragenen sozialpolitischen Stellungnahmen von sich reden gemacht. Der Theologe protestierte als Sprecher der nationalen Armutskonferenz gegen zu niedrige Hartz-IV-Sätze und verfügt über gute Kontakte zu Parteien und Gewerkschaften. Allerdings bewarb sich Gern 2008 vergeblich um das einem Bischof entsprechende Amt des Kirchenpräsidenten der Landeskirche von Hessen und Nassau, wo er im ersten Wahlgang nur 37 von 158 Stimmen erhielt.

Ralf Meister wiederum ist als Sprecher des „Worts zum Sonntag“ auch in der hannoverschen Landeskirche vielen Christen als Prediger bekannt. Als Berliner Generalsuperintendent setzt er sich für eine stärkere öffentliche Präsenz seiner Kirche ein: So organisierte er die ökumenische Karfreitagsprozession in der Berliner Innenstadt und schrieb Anfang des Jahres den „Berliner Brief“ an alle evangelischen Christen der Stadt. Ein derartiges Schreiben, mit dem die Kirche mit ihren Mitgliedern direkt in Kontakt trat, hatte es zuvor nie gegeben.

Ungewiss freilich bleibt, wie die eher ländlich geprägte hannoversche Landeskirche auf die Kandidaten reagieren wird. Denn beide Theologen waren bislang eher im städtischen Raum zu Hause. Doch um die Bischofswahl im November zu gewinnen, brauchen sie auch die Stimmen aus Regionen wie dem noch immer volkskirchlichen Ostfriesland, wo in manchen Ortschaften noch 90 Prozent der Bevölkerung der evangelischen Kirche angehören. Auch deswegen ist es unwahrscheinlich, dass bereits nach dem ersten Wahlgang ein neuer Bischof von Hannover feststeht – während Käßmanns ungleich wichtigeres zweites Amt, das der EKD-Ratsvorsitzenden, während der diesjährigen EKD-Synode Anfang November in Hannover aller Wahrscheinlichkeit nach an den bereits kommissarisch amtierenden Rheinischen Präses Nikolaus Schneider gehen wird.

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