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Im Ratzeburger Dom wird die Nordkirche gegründet.

© dpa

Kirchenfusion: Aus der Taufe gehoben

Am Pfingstsonntag wird im Ratzeburger Dom die Vereinigung der Nordkirche gefeiert.

Berlin - Auf der Landkarte des deutschen Protestantismus ist es die größte Veränderung seit der Reformation: Mit einem Festgottesdienst im Ratzeburger Dom, an dem auch der frühere mecklenburgische Pastor und jetzige Bundespräsident Joachim Gauck teilnehmen will, werden sich am Pfingstsonntag die evangelischen Landeskirchen in den drei Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland zusammenschließen. Während ein Nordstaat als Nachfolger der drei nördlichsten Bundesländer bislang nicht über das Stadium der Diskussion hinausgekommen ist, werden mit der Nordkirche Fakten geschaffen.

Der im Frühjahr 2013 zu wählende Landesbischof der neuen Kirche wird seinen Sitz nicht etwa in Hamburg, sondern in Schwerin haben. Bei anderen „wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fusionen, die die ehemalige innerdeutsche Grenze überschreiten, findet sich die Zentrale meist nicht bei uns in Mecklenburg-Vorpommern wieder“, erklärte der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn stolz in einem Interview der „Schweriner Volkszeitung“. Da will die Kirche anders sein. Was den seit seit 2007 laufenden Fusionsprozess nicht unbedingt vereinfachte: Auf der einen Seite stand die reiche Nordelbische Kirche, die in Schleswig-Holstein noch mehr als 50 Prozent der Bevölkerung zu ihren Mitgliedern zählt. Auf der anderen Seite fanden sich die Landeskirchen in Mecklenburg-Vorpommern, die unter dem demografischen Wandel leiden.

Und während klar ist, dass die neue Nordkirche neben dem Landesbischof drei Regionalbischöfe in Hamburg, Schleswig und Greifswald haben wird und dass rund 15 Prozent an Verwaltungskosten durch die Fusion eingespart werden sollen, blieben manche Probleme ungelöst. Beispielsweise gelten in den Landeskirchen unterschiedliche Arbeits- und Tarifrechte.

Und auch bei ethischen Fragen, wie dem Umgang mit Homosexualität, gibt es große Unterschiede zwischen dem liberalen Hamburg und dem eher konservativen Pommern. In Hamburg kandidierte ein schwuler Propst kürzlich für das Bischofsamt, in Pommern könnte er nicht einmal seine Partnerschaft segnen lassen. Diese Themen dürften weiterhin lebhafte Debatten auslösen.

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