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Klimagipfel: Berlin sieht sich als Vorzeigestadt

Grüne: Klimaschutz muss Chefsache werden; CDU: Es fehlen Anreize für die Bürger Von Fatina Keilani

New York - Abendessen mit Bill Clinton, am nächsten Morgen Frühstück, dann gemütliche Fahrt im Velotaxi, Grußwort, Berlin–Präsentation, Ausstellungseröffnung: Klaus Wowereit (SPD) hat in New York ein angenehmes Programm vor sich. Der Regierende Bürgermeister fliegt zwar auch wegen des Klimagipfels der Großstädte hin, will dort aber „mehr repräsentieren“, wie Senatssprecher Michael Donnermeyer bestätigte: „Er stellt Berlins Erfolge vor.“

Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) hingegen will „an allen Programmpunkten teilnehmen und viel lernen“, sagte ihre Sprecherin Regina Kneiding gestern. Allerdings gehöre Berlin jetzt schon zu den „Vorzeigestädten“, von denen eher die anderen lernen könnten. Speziell bei den Themen Nahverkehr, Fernwärme und beim Trinkwasser stehe Berlin gut da. Lompscher ist schon gestern losgeflogen, während Wowereit am Mittwoch nachkommt.

Der New Yorker Klimagipfel tagt jetzt zum zweiten Mal; nach der ersten Konferenz in London im Oktober 2005 wurde ein Städtenetzwerk gegründet, dem mittlerweile 40 Metropolen angehören.

Dass Berlin eine „Vorzeigestadt“ sei, nennt der Grünen-Politiker Michael Schäfer eine „erstaunliche Bewertung“. Berlin mangele es vor allem an zweierlei: zum einen an konkreten Aussagen, welche Maßnahmen für den Klimaschutz geplant sind, und zum anderen an einem Regierungschef, der das Thema anpacke. „Die politische Führung muss diese Ziele verkörpern, das sollte zum städtischen Selbstverständnis gehören“, sagt Schäfer. Das Landesenergieprogramm enthalte „viel Lyrik, aber kaum konkrete Maßnahmen“, der Senat betreibe bloß Symbolpolitik. Völliger Wahnsinn sei das geplante Kohlekraftwerk, das allein einen CO2-Ausstoß von 25 Prozent des derzeitigen Berliner Werts hätte. Da Berlin eigentlich seinen Ausstoß bis 2010 um 25 Prozent senken will, würde das neue Kraftwerk die Bilanz auf Jahre ruinieren. Die CDU teilt diese Kritik.

CDU-Umweltexperte Carsten Wilke bemängelt noch mehr: In Berlin würden Anreize für umweltfreundliches Verhalten fehlen – etwa kostenfreie Parkplätze für Umweltautos oder Belohnungen für die Verwendung von Solarzellen auf Hausdächern.

Die Metropolen der Welt stoßen 80 Prozent der Treibhausgase aus und verbrauchen 75 Prozent der Energie, spielen also eine Hauptrolle beim Klimawandel. In New York stellen einige Großstädte ihre Erfolgsmodelle vor. In Dongtan nahe Shanghai ist die erste CO2 -neutrale Stadt im Bau. Eine andere Stadt in China bezieht Energie und Warmwasser weitgehend aus Sonnenenergie.

Weitere Beispiele zeigen einen drastisch niedrigeren Energieverbrauch in Hochhäusern, wenn Klimaanlagen mit kaltem Seewasser betrieben werden – in Kanada und den Niederlanden beispielsweise. Berlin ist auch mit einem Energiesparprogramm vertreten; die Beispiele im Internet zeigen aber, dass Klimaschutz viel weitgehender sein kann. Andere haben es vorgemacht, etwa mit Gebäudeprogrammen, deren Fehlen in Berlin die Opposition beklagt.

Wowereit will den New Yorkern seine Stadt mit den Schwerpunkten Ökologie, Kreativität und Tourismus nahebringen. Der Regierende trifft dafür New Yorker Reiseveranstalter und präsentiert beim „Berlin Day“ am Donnerstag Design-Produkte aus Berlin im Museum of Modern Art (MoMA).

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