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Politik: Klimagipfel: Eine "zweite Chance" für das Klima

Die Klimakonferenz in Bonn ist eine "zweite Chance, die wir uns nach dem Scheitern in Den Haag vor einem halben Jahr gegeben haben". Das sagte der Präsident der Konferenz, Jan Pronk, am Donnerstag zu Beginn des hochrangigen Teils der Verhandlungen.

Die Klimakonferenz in Bonn ist eine "zweite Chance, die wir uns nach dem Scheitern in Den Haag vor einem halben Jahr gegeben haben". Das sagte der Präsident der Konferenz, Jan Pronk, am Donnerstag zu Beginn des hochrangigen Teils der Verhandlungen. Pronk beschwor die Teilnehmer, in Bonn zu einer Vereinbarung zu kommen, die es ermöglicht, das 1997 ausgehandelte Kyoto-Protokoll in Kraft zu setzen. Zwei Stunden später verkündete Pronk eine erste Einigung.

Dabei geht es in erster Linie um die Entwicklungsländer. Sie sollen mit einer jährlichen Summe von einer Milliarde Dollar (rund 2,2 Milliarden Mark) ihre schwachen staatlichen Institutionen stärken (Capacity Building). Ein weiterer Teil der Summe fließt in den Welt-Umwelt-Fonds (GEF), der künftig sowohl Klimaschutz finanzieren darf als auch Anpassungsleistungen an den Klimawandel. Das ist allerdings nur eine halbe Einigung.

Zum Thema Rückblick: Der gescheiterte Klimagipfel in Den Haag Denn die USA sind nicht bereit, finanzielle Lasten für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls zu übernehmen. Deshalb müssen die UN-Fachleute nun akribisch auseinander rechnen, welche Mittel tatsächlich für das Kyoto-Protokoll und welche für die Klimarahmen-Konvention von 1992 ausgegeben werden, der die USA angehören.

Darüber hinaus sieht es schlechter aus. Gestritten wird vor allem darüber, wie verbindlich die Reduktionsverpflichtungen für Kohlendioxid sein sollen, die die Industriestaaten übernommen haben. Japan, Russland, Australien und Kanada wollen keine Sanktionen akzeptieren, wenn ein Staat sein Klimaschutzziel nicht einhält. Auch bei den so genannten Senken - vor allem Wälder als Kohlenstoffspeicher - ist kein Kompromiss in Sicht.

Konferenzleiter Pronk hatte vorgeschlagen, dass die Industriestaaten die Hälfte ihrer Reduktionsverpflichtungen über Senken erbringen dürfen. Darüber lässt inzwischen auch die Europäische Union mit sich reden, die für Senken keinerlei Sympathie aufbringt. Allerdings sei die Grenze dann überschritten, wenn die betreffenden Staaten überhaupt keinen realen Reduktionsbeitrag mehr leisten müssten. "Das gefährdet die ökologische Integrität des Kyoto-Protokolls", sagt auch Jan Pronk. Die Umweltverbände WWF, BUND und Greenpeace warnen davor, jedem Wackelkandidaten großzügig Wälder auf seinem Emissionskonto gutzuschreiben. "Es gibt keinerlei wissenschaftlich begründete Kriterien dafür", sagt Regine Günther vom WWF.

Auch Jan Pronk gibt zu, dass inzwischen die Grenzen der Kohlenstoffspeicher als Beitrag zum Klimaschutz deutlicher geworden seien. Doch Pronk hält die Entscheidung darüber, wie viele Senken angerechnet werden dürfen, nicht für eine wissenschaftliche sondern eine politische Frage. Und dann ist alles möglich.

Begleitet wurde der offizielle Beginn des Klimagipfels von mehr als 2000 Demonstranten. Mit teils bunten Aktionen forderten Globalisierungsgegner und Waldbesitzer eine deutliche Verminderung der Treibhausgase. Nach Angaben der Polizei verliefen die Proteste friedlich.

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