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Politik: Klimagipfel in Bonn: Dringend gesucht: Ein Klimaretter

Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hält den Gipfel in Bonn Mitte Juli "für so ziemlich die letzte Chance", noch ein tragfähiges Klimaschutz-Abkommen auszuhandeln. Und obwohl die USA das Kyoto-Protokoll im März aufgekündigt haben, ist sein niederländischer Amtskollege Jan Pronk, der Vorsitzende des Klimagipfels, "nicht pessimistisch".

Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hält den Gipfel in Bonn Mitte Juli "für so ziemlich die letzte Chance", noch ein tragfähiges Klimaschutz-Abkommen auszuhandeln. Und obwohl die USA das Kyoto-Protokoll im März aufgekündigt haben, ist sein niederländischer Amtskollege Jan Pronk, der Vorsitzende des Klimagipfels, "nicht pessimistisch". Die Europäische Union will das Kyoto-Abkommen unbedingt retten. Obwohl die USA für ein Viertel des weltweiten Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2

) verantwortlich sind, könnte das Abkommen - zumindest theoretisch - auch ohne den Hauptverursacher in Kraft treten. Dazu müssten 55 Industriestaaten, die gemeinsam für mindestens 55 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind, das Kyoto-Protokoll ratifizieren.

Diese Strategie kann allerdings nur dann aufgehen, wenn Japan und Russland mitspielen. Für Russland wäre der Beitritt zum Klimaschutz-Abkommen bedeutend attraktiver, wenn die USA mit dabei wären. Denn Russland ist reich - an "heißer Luft". Beim Klimagipfel in Kyoto 1997 hatten die Vertragsstaaten Russland den gesamten Klimagas-Ausstoß als Emissionsrecht gutgeschrieben, der durch den Zusammenbruch der Industrie nach dem Ende der Sowjetunion nie entstanden war. Diese "heiße Luft" wird für Russland allerdings nur dann zum Schatz, wenn ein weltweites Handelssystem mit CO2

Emissionsrechten in Gang kommt. Naturgemäß wären die USA der größte Absatzmarkt für diese "heiße Luft".

Zum Thema Rückblick: Der gescheiterte Klimagipfel in Den Haag Allerdings hat auch die Europäische Union Russland einiges zu bieten. Zum Beispiel gemeinsame Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz. Die eingesparten CO2-Emissionen können die finanzierenden Industriestaaten und die Gastländer auf ihren Klimaschutz-Konten gutschreiben. Drei solcher Projekte zwischen deutschen Unternehmen und osteuropäischen Partnern sind bereits abgeschlossen. So hat beispielsweise die Ruhrgas AG die Gas-Pipeline Wolgotransgaz "optimiert", mit anderen Worten, die löchrige Leitung saniert. Der Gewinn: 231 000 Tonnen weniger CO2-Ausstoß pro Jahr. Bisher hat die russische Regierung nicht erkennen lassen, in welche Richtung sie in Bonn verhandeln will.

Auch die Zustimmung Japans zum Kyoto-Protokoll ist keineswegs ausgemacht. Zwar hat das Land großes Interesse daran, das Abkommen zu retten, schon aus symbolischen Gründen. Das Klima-Abkommen ist die erste große internationale Übereinkunft, die in Japan ausgehandelt worden ist. Deshalb will Staatschef Junichiro Koizumi an diesem Samstag bei seinem USA-Besuch noch einmal versuchen, den amerikanischen Präsidenten, George W. Bush, doch noch umzustimmen. Eine japanische Wirtschaftszeitung schrieb sogar, Koizumi wolle Bush ein überarbeitetes Kyoto-Protokoll vorschlagen. Allerdings dementierte die Regierung am Freitag die Existenz eines solchen Papiers.

Japan ist in einer schwierigen Lage. Schlägt es sich auf die Seite Europas, muss sich das Land gegen seinen wichtigsten Verbündeten, die USA, wenden. Zudem ist Japan auf dem besten Weg sein Klimaschutzziel - minus sechs Prozent CO2 bis 2012 gegenüber dem Stand von 1990 - zu verfehlen. Bedenken hatte es schon 1997 gegeben. Deshalb hatten die Vertragsstaaten dem Inselstaat zugestanden, auch Wälder, so genannte Senken, mitanzurechnen. Da der Wert von Senken stark umstritten ist, lehnt die EU dies inzwischen ab. Trotzdem will Jan Pronk Japan in Bonn einen großen Schritt entgegen kommen. Wenn das nicht reicht, dürfte die europäische Strategie zur Rettung des Kyoto-Protokolls gescheitert sein.

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